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Berlin: Angst ja, stornieren nein

Auch nach den aktuellen Anschlägen reisen Berliner nach London – trotz eines unguten Gefühls

Die erneuten Terroranschläge auf die Londoner U-Bahn vom Donnerstag verunsichern Berliner, die in naher Zukunft eine Reise in die britische Hauptstadt planen. Die Mitarbeiter von „Visit Britain“, dem britischen Fremdenverkehrsamt mit Sitz in Mitte, erhalten zwar weniger Anrufe besorgter Berliner als nach den ersten Anschlägen vom 7. Juli. Dafür hätten die Anrufe diesmal eine andere Qualität, sagt Sprecherin Birgit Ihlau: „Die Leute sind noch ängstlicher und ratloser als vor zwei Wochen.“

Ratlose Reisewillige melden sich auch beim Berliner Sprachzentrum GLS. Das Unternehmen vermittelt Sprachkurs-Interessenten aller Altersstufen an englische Privatschulen. Sprecherin Dorothee Robrecht kann die meisten Anrufer beruhigen: Die britischen Partnerschulen der GLS hätten nach den Anschlägen vom 7. Juli umgehend eine ganze Reihe von zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Zunächst seien alle Tagesreisen nach London abgesagt und durch Ausflüge nach Cambridge oder in andere Städte ersetzt worden.

Inzwischen gebe es auch wieder Trips nach London – dabei würden aber stets eigene Busse eingesetzt und somit die öffentlichen Verkehrsmittel gemieden. „Das ist für viele Anrufer eine gute Nachricht“, sagt Robrecht. Stornierungen habe es bisher keine gegeben. Andere Anbieter von Sprachreisen wie das EF in der Markgrafenstraße berichten Ähnliches.

Auch die Studentenreisen nach London finden weiterhin statt: Die Freie Universität Berlin sieht momentan keine Notwendigkeit, die Auslandssemester ihrer Studenten an Londoner Unis einzuschränken. „Wir werden bestimmt niemanden von einer Reise abhalten“, sagt Eva Lack von der Abteilung Außenangelegenheiten der Uni. Studenten seien erwachsene Menschen und somit in der Lage, sich „über die Medien zu informieren und dann selbst zu entscheiden“. Freiwillige Rücktritte von Studenten habe es noch keine gegeben.

Auch die Fluggesellschaften haben seit den Anschlägen keinen Anstieg an Stornierungen registriert. Bei der Linie Air Berlin, die jeden Tag drei Maschinen von Tegel nach London schickt, habe sich seit Donnerstag „nur ein einziger Mensch“ gemeldet, sagt Sprecherin Angelika Schwaff.

Wer für die nächsten Tage einen Trip nach London plant, sollte „unbedingt genügend Zeit mitbringen“, sagt Birgit Ihlau von Visit Britain. Schließlich sei derzeit unklar, wie lange es Beeinträchtigungen im öffentlichen Nahverkehr gebe.

Außerdem rät Ihlau, das eigene Gepäck niemals aus den Augen zu lassen: „Im Moment reichen wohl drei Meter Abstand vom Koffer, um Terroralarm auszulösen.“

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