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Berlin: Ansteckend

Friedenstaube, Spreewaldgurke und Nena am Revers: Buttons und Pins sind wieder in Mode

Sie sind klein, rund, bunt – und wieder in Mode gekommen. Buttons und Pins aus Metall und Plastik stecken an den Jacken von Leuten in Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain. So wie bei Frank. Am Revers seiner Jacke prangt ein Button in Regenbogen-Farben mit dem Schriftzug „Pace“. Auf seiner Strickjacke darunter kommen Popikone David Bowie und ein fluchender Homer Simpson zum Vorschein. „Die Buttons wechsle ich nach Lust und Laune“, sagt der 21-jährige Kreuzberger zu seiner Mischung. „Heute wollte ich vor allem Spaß.“ Zu Hause hat der Student etwa 30 der zumeist kleineren Anstecker mit Anti-Kriegs-Slogans, Popstars und selbst gemalten Motiven.

Damit ist Frank ein typischer Vertreter der neuen Buttons-Generation. „Während die Anstecker in den 70er und 80er Jahren ein politisches Statement darstellten, sind sie heute eine Mode-Erscheinung“, sagt Sebastian Fischenich, Dozent für Bekleidungsdesign an der Universität der Künste. Vor 20 Jahren habe es eine politische Bewegung gegeben, die sich mit Hilfe der Buttons vor allem gegen die Konventionen der damaligen Zeit richtete. „Wenn man heute aber die Anstecker in jedem Modeladen kaufen kann, wird man genau zu dem Mainstream, gegen den sich die Button-Träger in den 80er Jahren gewehrt haben“, meint Fischenich. Buttons und Pins wurden allerdings erst im Laufe der Zeit zu politischen und modischen Symbolen. Ihren Ursprung sieht Fischenich in den militärischen Orden und Auszeichnungen – Buttons entwickelten sich zum Zeichen des Widerstands. Heute jedoch beherrscht die Mode die Träger der Buttons, denn seit etwa einem Jahr sieht man Anstecker vermehrt auf den Laufstegen in Paris und London. Designer wie Dior und Chanel nutzen die oft überdimensional großen Buttons für ihr Edel-Label.

Auch im Internetauktionshaus Ebay stehen Buttons hoch im Kurs: Mehr als 7000 Buttons und Pins werden hier zur Versteigerung angeboten. Vom Spreewaldgurken-Pin für einen Euro über Star-Trek- und Hitchcock-Buttons bis hin zur Sammlung einer limitierten Auflage von 20 Auto-Ansteckern für 220 Euro ist alles dabei. Auch beim Internetportal www.buttonberlin.de werden nicht nur gewöhnliche Anstecker zum Kauf angeboten: Bierglasuntersetzer, Kühlschrankmagnete und Schlüsselanhänger waren einst Buttons und Pins. Buttons finden sich aber nicht nur im Internet. Direkt an der Gedächtniskirche in Charlottenburg bietet ein Verkaufsstand Lenin-Köpfe, Russland-Flaggen und DDR-Motive zum Kauf. „Das sind alles Originale“, versichert die Verkäuferin. In den Souvenir- und Trödelläden entlang der Budapester Straße und im „Marie Johanna“ neben Burger King gibt es Diddl-, Simpsons-, Britney-Spears-, Marilyn- Manson- und Friedenstauben-Pins für einen oder zwei Euro.

Nina schwört dagegen mehr auf die Flohmärkte der Stadt. Für sich entdeckt hat sie die Anstecker vor etwa einem halben Jahr, als sie auf dem Dachboden ihrer Eltern auf eine Kiste voller Buttons stieß. „So wie andere ihre Ohrringe oder ihren Schmuck wechseln, stecke ich mir täglich neue Buttons an“, sagt die 19-jährige Abiturientin. Heute trägt sie eine Friedenstaube und einen Nena-Kopf an ihrer Jacke. Auf Nena ist sie besonders stolz: „Die habe ich durch Zufall auf’m Flohmarkt entdeckt.“

Die Anstecker trägt Nina jedoch nicht nur am Jackenkragen. Auch den Gürtel, ihre Mützen und die Turnschuhe hat sie bereits mit dem bunten Metall verschönert. Da sie etwas über die Meinung und aktuelle Stimmung des Trägers verraten, haben die Anstecker für Nina eine ganz besondere Bedeutung. „Die geben einen intimen Blick auf mein Innenleben preis.“

Aliki Nassoufis

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