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Schluss mit Energieverschwendung. Der Klausenerplatz will klimafreundlicher werden.

© dpa

Faustkampf um das Weltklima: Anwohner wehren sich gegen neues Klimakonzept

Am Mittwoch wurde in Charlottenburg das neue Klimakonzept für den Klausenerplatz vorgestellt. Nicht nur verbal flogen die Fetzen. Bei dem Streit um die geplanten Sanierungen geht es auch um die Angst vor Verdrängung.

Fliegende Fäuste, wüste Beschimpfungen: In der Nehring-Grundschule in Charlottenburg ging es am Mittwochabend bereits hart zur Sache, bevor das neue Klimakonzept vorgestellt wurde. Noch vor Beginn der Veranstaltung kam es vor der Tür zu Handgreiflichkeiten zwischen Projektkritiker Martin Hoffmann vom Mieterbeirat und Bernd Maier vom Kiezbündnis. Die Polizei schritt ein und nahm die Personalien der beiden Kontrahenten auf.

Der Vorfall zeigt, wie hitzig derzeit in Charlottenburg über das Projekt „Ökokiez 2020“ gestritten wird. Das Klimakonzept soll das Viertel vom Spandauer Damm bis zum Kaiserdamm energieeffizienter und klimafreundlicher machen. Vor vier Jahren hatten Anwohner die Idee entwickelt, jetzt gibt es einen fertigen Konzeptvorschlag.

„Global denken, lokal handeln“ nennt Umweltstadträtin Elfi Jantzen (Grüne) den Ansatz. Der Ökokiez sei ein Modellprojekt und könne zu einem Markenkern für Charlottenburg-Wilmersdorf werden, glaubt die Politikerin.

Doch nicht bei allen Anwohnern stößt das Konzept auf Begeisterung. Knapp ein Drittel der Anwesenden fürchtet steigende Mietpreise durch die geplanten energetischen Wohnungssanierungen im Altbaukiez, in dem bereits in den neunziger Jahren viele Häuser saniert wurden. Die Anwohner machten ihrem Ärger lautstark Luft. Dass die energetische Sanierung zunächst Geld kostet, bevor sich das Energiesparen vielleicht irgendwann bezahlt macht, bestritt niemand. Hier wolle man gemeinsam mit den Wohnungsbaugesellschaften Lösungen finden, versicherte André Butz Geschäftsführer von B.&S.U. Die Beratungsfirma hat das Klimakonzept entwickelt. Es sieht neben den Sanierungen unter anderem Beratungen zum Energiesparen, Förderung von umweltschonendem Verkehr und die Einstellung eines Klimamanagers vor. Bisher hat Konzept knapp 83 000 Euro gekostet.

Auch das erzürnte einige Kritiker. Wie könne es sein, dass ein Bezirk, der gerade beschlossen hat, einen Rathausbau zu verkaufen, so viel Geld für ein Klimakonzept ausgeben kann, ärgerte sich ein Anwesender. Der Hinweis, dass das Projekt nicht direkt durch den Bezirk finanziert wird, sondern Fördermittel für den „Ökokiez 2020“ vom Bund bereitgestellt werden, konnte die erhitzten Gemüter nicht beruhigen. Das Einsparungspotenzial sei angesichts der geringen Größe des Kiezes lächerlich, kritisierte ein weiterer Anwohner.

Trotz solcher zum Teil heftigen Kritik äußerten sich viele der Anwesenden jedoch positiv zu den Plänen. Klimafreundlich sind die Anwohner am Klausenerplatz im Berliner Vergleich bereits heute: Durchschnittlich produzieren sie hier 4,6 Tonnen CO2 im Jahr. Das liegt deutlich unter dem Berliner Durchschnitt von 5,6 Tonnen.

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