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Berlin: Anziehende Motive

Es muss nicht immer nackt sein: Heute öffnen drei neue Ausstellungen der Helmut-Newton-Stiftung

So kennt man das von Helmut Newton: Eine junge Frau liegt auf dem Boden, trägt Strapse und räkelt sich. Trotzdem ist etwas anders als sonst. Die Frau hat eine Schnittwunde am Hals, sie scheint zu bluten. Und noch ungewöhnlicher: Sie trägt einen Büstenhalter!

Helmut Newton konnte nicht nur Aktfotos. Das beweist die Ausstellung „Yellow Press“, die heute Abend im Museum für Fotografie am Bahnhof Zoo eröffnet wird. Die Helmut-Newton-Stiftung zeigt Bilder, die der vor zwei Jahren verstorbene Fotograf für Magazine wie „Paris Match“ und „Vanity Fair“ aufgenommen hat. Von denen die meisten kein bisschen erotisch sind. Dennoch haben sie ihren Reiz: den Reiz des Authentischen, des geheimen Blicks durch das Schlüsselloch. Inspirieren ließ sich Newton dabei vom Boulevardjournalismus – insbesondere von den Paparazzi, die Prominenten hinterherjagen und draufhalten, wenn diese sich unbeobachtet fühlen. Mit der gleichen Ästhetik hat Newton seine Modelle fotografiert. Manche sind unbekannt und scheinbar zufällig ausgewählt, andere prominent wie Caroline von Monaco oder das dänische Busenwunder Brigitte Nielsen (ausnahmsweise mit Badeanzug). Und immer so, als habe sich Newton in Camouflage angeschlichen oder stundenlang hinter einer Ecke gelauert. Was natürlich nicht der Fall war.

June Newton, Witwe und Präsidentin der Stiftung, erinnert sich an die Bewunderung, die ihr Mann Paparazzi entgegenbrachte. Das ging so weit, dass Helmut Newton regelmäßig durchsickern ließ, wo und wann er sich mit anderen Prominenten traf. „Damit die Paparazzi ihren Job machen konnten.“ Außerdem schnitt er Fotos aus Boulevardblättern aus, um sie in der Schublade aufzubewahren und sich Anregungen zu holen. Besonders die italienischen Zeitungen hatten es ihm angetan.

Für die französische Illustrierte „Paris Match“ schoss Newton Bilder von Gerichtsprozessen und mutmaßlichen Mördern. Und Menschen, die sich Hände oder Zeitungen vors Gesicht hielten, um Newtons Linse zu entgehen. Das muss eine ganz neue Erfahrung für den gebürtigen Berliner gewesen sein, für seine Fans ist es die Ausstellung auf jeden Fall. Aber keine Angst: Es gibt auch Aktfotos zu sehen. Denn neben „Yellow Press“ werden heute zwei weitere Ausstellungen im Museum für Fotografie eröffnet. „Playboy Projections“ zeigt Arbeiten Newtons für das US-Nacktmagazin, gewohnt freizügig. Außerdem bietet die Helmut-Newton- Stiftung erstmals einem fremden Künstler ein Forum. Für den Fotografen Andreas Hubertus Ilse schlüpfte das ehemalige deutsche Supermodel Vera Lehndorff in den 90er Jahren noch einmal in ihre Rolle der „Veruschka“, die sie eigentlich schon zwanzig Jahre zuvor aufgegeben hatte. June Newton schwärmt von den Ilse-Bildern und von Lehndorff. Und erinnert sich daran, dass auch ihr Mann mit Veruschka zusammengearbeitet hat, damals in den 70ern. Nur hatte das Model da weniger an.

Die Ausstellungen werden heute um 19 Uhr in der Jebensstraße 2 eröffnet. Danach immer Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 22 Uhr.

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