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Berlin: Arbeitslosigkeit: Jeder zweite Bauarbeiter ohne Job

Auf den "dramatischen Auftragseinbruch im Hochbau" wies gestern die Fachgemeinschaft Bau hin. Das Auftragsvolumen sei im gewerblichen Hochbau um 51,9 Prozent, im Wohnungbau um 42 Prozent zurückgegangen.

Auf den "dramatischen Auftragseinbruch im Hochbau" wies gestern die Fachgemeinschaft Bau hin. Das Auftragsvolumen sei im gewerblichen Hochbau um 51,9 Prozent, im Wohnungbau um 42 Prozent zurückgegangen. Sollte sich die Auftragslage weiterhin derart schwach entwickeln, müsse mit weiteren Entlassungen gerechnet werden. Im Bauhauptgewerbe ist jeder Zweite arbeitslos. Geschäftsführer Rolf Sterzel forderte, Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung energischer als bisher zu bekämpfen.

"Seid schlau, lernt beim Bau", war ein Slogan, der in den sechziger und siebziger Jahren goldene Zeiten beim Bau versprach. Noch bis 1995/96 konnten immerhin jeweils etwa 1000 junge Leute im Bauhauptgewerbe ihr erstes Ausbildungsjahr beginnen. Heute sind es nur rund 300, und ihre Chancen, nach der Lehre im Job zu bleiben, sind gering: Mehr als 17 000 Arbeitslose vermeldet die aktuelle Statistik. Und allein innerhalb der letzten zwölf Monate gingen 340 Berliner Baubetriebe in Konkurs.

"Es herrscht ein sehr ungesundes Klima", sagt Norbert Nickel vom Unternehmensverband der Fachgemeinschaft Bau. Um der Arbeitslosigkeit zu entgehen, wollen viele Unternehmer werden und gründen einen Betrieb ohne ausreichend Kapital und Erfahrung - was schnelle Pleiten zur Folge hat. "Es gibt mehr Betriebe mit insgesamt weniger Leuten, der leistungsstarke Mittelstand verschwindet". Für rund 1,3 Milliarden Mark liegen Bauaufträge vor - ein Bruchteil dessen, was die Boomzeit Anfang bis Mitte der neunziger Jahre bescherte, als noch ein Auftragsvolumen von rund 30 Milliarden Mark in Berlin zu verbauen war.

Es sind dramatische Auftrags- und Umsatzrückgänge, die auf den Arbeitsmarkt durchschlagen. Dazu kommt, dass nach Schätzungen der Fachgemeinschaft rund 30 Prozent der Beschäftigten auf Baustellen illegal arbeiten; weitere 25 Prozent seien ebenfalls billiger als reguläre Arbeitskräfte, aber legal beschäftigt - etwa als Mitarbeiter ausländischer Tochterfirmen, beispielsweise aus Portugal. Die hohe Arbeitslosenzahl im Bauhauptgewerbe zeigt nach Ansicht des Verbandes auch, dass es nicht mehr genügend Ausweichjobs gibt und die harte Wirklichkeit nun voll in der Arbeitslosenstatistik dokumentiert ist.

C. v. L.

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