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Arbeitsvermittlung: Jobcenter Neukölln verbessert seinen Service

80.000 Arbeitslose in Berlin-Süd haben ab jetzt nur noch eine Anlaufstelle: Seit Ende Januar werden alle Angelegenheiten rund um Hartz IV im Jobcenter Neukölln in der Mainzer Straße 27 bearbeitet.

Daniel Dusinski, Jobcenter-Kunde in Neukölln, ist zufrieden. Nur eine halbe Stunde habe er gewartet, bis er seine Fragen zur Berufsberatung einem Sachbearbeiter stellen konnte. „Das hat früher bis zu drei Stunden gedauert“, sagt der 29-Jährige. Nach zweijähriger Planungsphase gibt es für die 80 000 Arbeitslosen in Berlin-Süd nun nur noch eine Anlaufstelle. Seit Ende Januar werden alle Angelegenheiten rund um Hartz IV im Jobcenter Neukölln in der Mainzer Straße 27 bearbeitet.

Die bisherigen fünf Jobcenter-Standorte sind damit im Büroturm des Kindl Boulevards an der Mainzer Straße vereint. Dadurch sollen Wartezeiten und Bearbeitungswege verkürzt werden. Leistungs- und Arbeitsvermittler sitzen seit vergangenem Dienstag in sogenannten Tandem-Teams auf einer Etage zusammen, quasi Tür an Tür. Das gab es im Bezirk bisher nicht. Stattdessen mussten die Kunden einen Gebäudewechsel und ein erneutes Anstehen in Kauf nehmen, unter Umständen sogar im Regen. „Die 300 Meter langen Schlangen vor der Sonnenallee sind damit Vergangenheit“, sagte Bezirksbürgermeiser Heinz Buschkowsky (SPD), als er sich am Montag von dem optimierten Ablauf am besonders umtriebigen Monatsersten überzeugte. Wichtig findet es Buschkowsky, den Arbeitslosen den „Totalhorror vor dem Gang zum Arbeitsamt“ zu nehmen. Eine Wartezeit von einer Stunde bis zur Sachbearbeitung halte er für „erträglich“.

Neu ist das Alles-in-einem-Jobcenter- Konzept in Berlin nicht. Hinter Heinz Buschkowsky liegt dennoch ein langer Weg, denn er musste Senat und Abgeordnetenhaus dazu bewegen, den Bezirk als Vertragspartner für die Anmietung der Räumlichkeiten auf zehn Jahre zu autorisieren. Auf Bundesebene hatte er für das Vorhaben 2008 keine Unterstützung erhalten. Dabei belaufen sich die Mietersparnisse durch den preisgünstigeren Standort auf eine sechsstellige Summe. Zu ungewiss war die Zukunft der Jobcenter, nachdem das Bundesverfassungsgericht 2007 die gemeinsame Verwaltung der Jobcenter durch Kommunen und Bundesagentur für unzulässig erklärt hatte. Nach 2010 steht deshalb die Reform der Jobcenter an. Trotzdessen hält Buschkowsky an den Plänen fest. „Die 80 000 Erwerbslosen bleiben auch nach 2010, egal was unten auf dem Türschild steht“, so Buschkowsky. Zu den Plänen von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), aus der bisher verpflichtenden eine freiwillige Zusammenarbeit zwischen Jobcenter und Agentur für Arbeit zu machen, sagte er: „Was da jetzt passiert, ist Blödsinn“ – weil sich sowohl die Anzahl der Bescheide als auch die Kosten für die Verwaltung verdoppelten. Bis dahin arbeiten im Jobcenter Neukölln weiter alle zusammen, ganz im Sinne des Dienstleistungsgedankens. Und für entspanntere Kunden. tha

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