zum Hauptinhalt

Berlin: Auch die Jugendorganisationen der beiden Parteien können sich ein solches Bündnis nicht recht vorstellen

Man muss Prioritäten setzen: Bevor es bei den Zehlendorfer Nachwuchs-Politikern der CDU richtig losgeht, wird erst einmal der gemeinsame Kinobesuch organisiert. Auf den Film "Sonnenallee" hat man sich schnell geeinigt, Telefonkette und Mitfahrgelegenheiten stehen auch bald - schließlich soll es ins "International" nach Friedrichshain gehen, "wegen der Atmosphäre".

Man muss Prioritäten setzen: Bevor es bei den Zehlendorfer Nachwuchs-Politikern der CDU richtig losgeht, wird erst einmal der gemeinsame Kinobesuch organisiert. Auf den Film "Sonnenallee" hat man sich schnell geeinigt, Telefonkette und Mitfahrgelegenheiten stehen auch bald - schließlich soll es ins "International" nach Friedrichshain gehen, "wegen der Atmosphäre". Danach aber wird es ernst: Finanz-Staatssekretär Peter Kurth ist zu dem wöchentlichen Treffen von Schülern und Junger Union (JU) gekommen - mit einem Kurzreferat über die Berliner Finanzpolitik.

Die Jüngsten des Nachwuchses, die Mitglieder der Schüler Union, sind an diesem Abend eindeutig in der Minderheit: Fünf der rund dreißig Gestalten, die sich um den schwarzen Konferenztisch versammelt haben, gehören dazu. Der dunkle Schick dagegen ist in der Überzahl - mal mehr, mal weniger elegant hebt er sich vom roten Teppich und den zarten Farben der Aquarelle in der Zehlendorfer CDU-Zentrale ab. Immerhin: Zwei Paar Turnschuhe kämpfen wacker gegen die Uniformität der dunklen Lederschuhe an. Seine Minderheitenposition in der Runde stört den Chef der Schüler Union, Sebastian Seifert, nicht weiter. "Auf keinen Fall" fühle er sich bei den Treffen untergebuttert, sagt der 17-Jährige im grauen Wollpulli mit sportlichem Kurzhaarschnitt. "Wir verstehen uns gut und treffen uns deswegen gemeinsam." Streng genommen ist die Schüler Union auch gar keine eigene Organisation, sondern nur eine Arbeitsgruppe für die 14- bis 21-Jährigen in der Jungen Union.

Man hilft sich gegenseitig: "Wenn wir nicht genug Leute haben, stellen sich die von der Jungen Union auch mal morgens um acht an die Schulen und verteilen unsere Zeitung", lobt Sebastian. Und im Berliner Wahlkampf standen die Schüler wochenlang an den Ständen von JU und CDU - zum Schluss fast täglich.

Rund 800 Mitglieder hat die Schüler Union in Berlin, die Zehlendorfer stellen davon ungefähr 50. "Aktiv sind davon aber höchstens zwanzig", sagt Sebastian. Den Vorwurf, die Schüler Union würde nach dem Motto "Fun, Fun, Fun", um Nachwuchs werben, wehrt er ab: "Also wir stehen nicht mit Lollis an den Schulen. Klar macht man auch mal gemeinsame Fahrten zum Kennenlernen, zum Beispiel nach Usedom, aber das sind Ausnahmen." Konkrete Projekte hat sich die Zehlendorfer Schüler Union für die nächsten Monate allerdings nicht vorgenommen. "Zum 9. November wollen wir vielleicht was machen, aber das ist noch nicht sicher."

Nur nach Spaß sieht es an diesem Abend wirklich nicht aus: Das Treffen der Nachwuchs-Politiker mit dem Staatssekretär im kahlen Konferenzraum erinnert eher an eine Nachhilfestunde in Sachen Kommunalpolitik. Trotzdem ist die Stimmung gut, einschüchtern lässt sich von den Fachvokabeln keiner: Auch wenn der 14-jährige David Schmidt einen etwas hilflosen Eindruck macht, als er bei der anschließenden Diskussion über eine Schließung von Tierpark oder Zoo sinniert. "Das ist aber dann doch ein Problem, wenn einige Familien mehr als anderthalb Stunden fahren müssen, bis sie in den Zoo kommen", meldet er sich lautstark zu Wort und wird freundlich darauf hingewiesen, dass Ähnliches in anderen Bundesländern gang und gäbe ist.

Bei seiner Arbeit konzentriert sich der Zehlendorfer Nachwuchs vor allem auf die Schulpolitik. In diesem Jahr haben sie einen eigenen Entwurf zum Schulgesetz entwickelt: Die Gesamtschule wollen sie abschaffen, das Zentralabitur einführen und eine Obergrenze von 35 Prozent für nicht-deutschsprachige Schüler einführen. In der Schüler Union sind sie aber nicht nur wegen der Schulpolitik, sondern vor allem aus grundsätzlichen Überlegungen: "Wir sind konservativ", erklären Gerrit Senger, 16 Jahre, und David Schmidt. Und das heißt für sie, "auf Werten, die vorhanden sind, aufbauen". Für den 16-jährigen Alexander Kierey ist ein "christliches Menschenbild" wichtig.

Den 21-jährigen René Welzer, Mathematikstudent, hat es "total angestunken, dass die Schülervertretungen immer von den Linken dominiert werden". Und Sebastian konnte "das Geschwafel in der Schule nicht mehr hören. Ich wollte mehr wissen und mitmachen." Nur zwei Frauen sind an diesem Abend dabei. "Wir haben ein Frauenproblem, es gibt bei uns zu wenige - obwohl sie alle Chancen haben", räumt Sebastian ein.

Auch wenn sie in der Landespolitik - noch - nicht mitmischen, zu den Gedankenspielen um Schwarz-Grün haben sie eine klare Meinung: "Niemals", tönt es unisono in der Runde. "Das sind doch Rote, die grün lackiert sind", sagt René, "die sind doch immer nur dagegen - ob gegen die Privatisierung der Wasserwerke oder gegen die Bezirksreform".

"Wie Milch und Zitronensaft - das passt nicht", meint auch Nestküken David. Etwas diplomatischer drückt es Sebastian als Vorsitzender der Runde aus: "Vielleicht müsste man mal darüber nachdenken. Wir sind eben noch sehr jung - als wir einmal die Grünen zu uns eingeladen hatten, sind wir voll aneinander geraten. "

Katharina Voss

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false