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Berlin: Auch die Saisonkarte geht baden

In den Sommerbädern wird es keine Dauerkarten mehr geben. Sie lohnen sich für die Gäste, nicht für die Betreiber

Jeden Tag gehen Beschwerdebriefe bei den Bäderbetrieben ein: Vielschwimmer vermissen, dass man in Berlins Sommerbädern keine Dauerkarten kaufen kann. Vergangenes Jahr konnte man noch bis Ende April zuschlagen, danach war Schluss. Die Bäderbetriebe denken nicht daran, die begehrten Dauerkarten wieder einzuführen. „Von denen haben wir uns verabschiedet“, sagt Hans-Joachim Munte, der Behördensprecher. Denn die Dauerkarte rentiert sich zwar für die Badegäste – aber nicht für die Bäder.

Munte rechnet vor: Ein Badbesucher kostet die Bäder acht Euro. Fünf Euro davon übernimmt das Land. Bleiben noch drei Euro. „Diese drei Euro Erlös pro Besucher müssen sein“, sagt Munte, „sonst können wir die Bäder zumachen.“ Im Moment sei man bei 3,10 Euro. Vier Euro kostet die normale Eintrittskarte, 2,50 Euro die ermäßigte.

Von den neun Millionen Badenden im vergangenen Jahr hatten 10000 eine Dauerkarte. Das Schwimmverhalten der Zehntausend hat die Behörde unter die Lupe genommen und festgestellt: Sie gehen bis zu 20 mal die Woche baden – morgens, mittags und nach der Arbeit nochmal. Wenn sie sich jedes Mal duschen, kommt zusätzlich ein Wasserverbrauch von 30 Liter Frischwasser dazu – aber kein Geld in die Bäderkasse. Das sei nicht finanzierbar. Da das Land seine Zuschüsse in den vergangenen Jahren immer weiter gekürzt hat, vor einem Monat erst noch einmal um 1,3 Millionen Euro, könnte eine Dauerkarte heute auf keinen Fall mehr 150 Euro kosten wie früher. Man müsste dafür 1500 Euro verlangen, ergaben die Berechnungen der Bäderbetriebe.

Anders sieht es in den Strandbädern aus. Das sind die, die an einem See oder Fluss liegen und keine Becken mit künstlichem Wasser haben. Sie sind im Unterhalt viel billiger, da die Wasseraufbereitung wegfällt und keine Energiekosten entstehen. So ein Bad ist das Wannseebad. Hier kann man für 144 Euro eine Dauerkarte kaufen, ermäßigt kostet sie 90 Euro. „Ein Testlauf“, so Munte.

Obwohl die Freibäder die Betreiber weniger kosten als die Sommerbäder, ist der Eintritt, zumindest in den von den Bäderbetrieben geführten, überall gleich hoch: vier Euro normal, 2,50 Euro ermäßigt. Das sei so, sagt Munte, damit man mit den Zehnerkarten überall hineinkommt. Dass man in den teureren Sommerbädern nachzahlt, komme nicht in Frage. „Die Bäderbetriebe haben sich grundsätzlich gegen Nachzahlen entschieden.“ Das sei viel zu aufwändig.

In den verpachteten Freibädern entscheiden die Pächter. Richard Grunke, der Betreiber eines Partyservice und neue Herr über die Freibäder Tegel, Plötzensee und Lübars, bietet seinen Besuchern eine Saisonkarte für 120 Euro an. Der normale und ermäßigte Eintritt kostet aber auch hier vier und 2,50 Euro.

Immerhin gibt es in den meisten Frei- und Sommerbädern verbilligte Morgen- und Abendtarife zu zwei Euro. Könnte man nicht auch tagsüber die Preise staffeln, je nachdem, wie lange jemand im Bad bleiben will? Das sei nicht möglich, heißt es bei den Bäderbetrieben. Denn dazu müsste man neue Drehkreuze mit Zeituhren und Automaten zum Nachzahlen aufstellen. „Haben wir alles schon geprüft“, sagt Munte, „würde drei Millionen Euro kosten.“ Die aber sind nicht da.

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