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Berlin: Auch die Siegesgöttin streikt mit

Mit spektakulären Aktionen setzten Studenten ihren Protest fort. Finanzsenator Sarrazin rief die Polizei

Studenten der Freien Universität, der HumboldtUniversität und der Technischen Universität setzten auch gestern ihre Streikaktionen in der Stadt fort. Die Mahnwache vor dem Roten Rathaus blieb weiter bestehen, viele Vorlesungen wurden in öffentlichen Gebäuden und auf der Straße abgehalten. Studenten bestreikten am Donnerstag ab sechs Uhr die Silber- und Rostlaube der FU. Dort fand den gesamten Tag über kein regulärer Unterricht statt. Studenten berichteten, sie seien vom Wachpersonal eingeschüchtert worden. Etwa 200 Personen übernachteten im Foyer der Mensa der FU. Am Freitag wurden noch das Otto-Suhr-Institut, das Wirtschaftswissenschaftliche Institut und das Lateinamerikanische Institut mit Streikposten besetzt. Gegen Mittag stopften Studenten symbolisch für die Haushaltslöcher am Alexanderplatz alte Socken.

Kurz vor 14 Uhr besetzten etwa 40 Studenten das Büro von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) in der Klosterstraße. Nach Berichten von Beteiligten sei der Senator kurz in sein Büro gekommen, habe sie als „Arschlöcher“ bezeichnet und weitere Gespräche verweigert. Neben der Rücknahme der Sparbeschlüsse hatten die Studenten Gespräche mit Sarrazin, Klaus Wowereit und Bildungssenator Thomas Flierl (PDS) gefordert. Nach einer knappen Stunde drohte eine Mitarbeiterin von Sarrazin, das besetzte Büro von der Polizei räumen zu lassen, während vor dem Eingang etwa 100 Studenten skandierten: „Bildung für alle – und zwar umsonst!“ Die Polizei hielt sich zunächst zurück, begann aber knapp zwei Stunden nach Beginn der Besetzung mit der Räumung. Die Stimmung bei den Demonstranten war gereizt, aber abgesehen von kleineren Rangeleien an den besetzten Eingängen blieb der Protest friedlich. Gegen 16 Uhr war Sarrazins Büro geräumt. Etwa 200 Studenten demonstrierten weiter vor dem Gebäude. Matthias Kolbeck, Sprecher der Finanzverwaltung, zeigte sich zufrieden über den Verlauf der Räumung. Um 14.30 Uhr trafen sich etwa 100 Studenten zu einem Protestzug unter dem Motto „Reclaim the Streets“ am S-Bahnhof Tiergarten und liefen zur Siegessäule. Dort entrollte eine Gruppe entlang der Säule ein Transparent mit der Aufschrift „Unsere Zukunft können wir uns sparen“. Andere Studenten legten einen Teil des Verkehrs in Richtung Charlottenburg lahm. obs/cof

Wegen einer Großdemonstration sind heute zwischen 13 und 16 Uhr die Fahrspuren vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz Unter den Linden gesperrt.

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