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Berlin: Auf Attentäter schlecht vorbereitet

Warum Berliner Wachpolizisten eine Attacke auf Israels Botschafter wohl kaum verhindern können

Mit den derzeitigen Sicherheitsmaßnahmen wäre der rechtzeitig aufgedeckte Attentatsplan gegen den israelischen Botschafter in Deutschland, Schimon Stein, vermutlich kaum zu verhindern gewesen. Die Botschaft an der AugusteViktoria-Straße in Schmargendorf ist zwar durch eine Mauer gesichert und zahlreiche Kameras überwachen die angrenzenden Straßen. Aber vor dem Gebäude stehen lediglich zwei Wachschützer – Angestellte der Polizei, die ausschließlich gefährdete Gebäude bewachen. Dass sie nicht in der Lage sind, einen Angriff auf ein Gebäude abzuwehren, zeigte die Erstürmung des israelischen Generalkonsulats im Februar 1999 nach der Festnahme von PKK-Chef Öcalan. Damals wurden die Wachpolizisten von wütenden Kurden einfach überrannt.

„Wenn einer etwas plant, dann ist das recht einfach auszuführen“, sagte einer der Bewacher. Er wies auf einen kleinen Park schräg gegenüber der Botschaft. „Nachts ist er dunkel.“ Auch aus den geparkten Autos heraus sei es möglich, Anschläge zu verüben. Zwar besteht auf der der Botschaft gegenüberliegende Straßenseite absolutes Halteverbot, der angrenzende Tennisplatz und die Traglufthalle seien aber für jeden zugänglich, erklärte der Wachschützer. Verstärkung hätten sie nach dem verhinderten Attentat auf den Botschafter nicht erhalten.

Die Ausbildung der Polizeiangestellten ist nicht geeignet, einen Angreifer abzuschrecken: „Sie sind eher da, um zu zeigen, dass Berlin gefährdete Objekte schützt und um abzuschrecken“, sagte Bernd Lehmann von der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

Während ein Wachschützer vor der Synagoge an der Oranienburger Straße in Mitte mit Maschinenpistole auf Posten steht, tragen seine Kollegen vor der israelischen Botschaft nur ihre Pistolen. Wann muss man mit Maschinenpistole Wache stehen? Der Posten zuckt mit den Schultern. Er wisse auch nicht, wann welche Bewaffnung angeordnet werde.

Die Ausbildung an Pistole und Maschinenpistole ist die gleiche, wie sie auch ihre Kollegen von der Schutzpolizei haben. Sie müssen ebenfalls regelmäßig zum Schießtraining und nachweisen, dass es erfolgreich war. Sport steht zwar ebenfalls auf dem Programm, Selbstverteidigung eingeschlossen. Bisher gab es aber kaum mehr als eineinhalb Stunden Sport im Monat. Es mangele an der Zeit für den Dienstsport ebenso wie für Fortbildungslehrgänge, kritisierte Lehman.

Seit den Attentaten vom 11. September 2001 habe sich weder die Ausstattung der Wachpolizisten noch ihre Ausbildung verbessert. Der Personalstand sei der gleiche wie zu dem Zeitpunkt als Berlin noch nicht Bundeshauptstadt war. Rund 1400 Gebäude und Einrichtungen gelten in Berlin als gefährdet, 90 davon werden ständig bewacht, an anderen fahren Streifen der Wach- oder Schutzpolizei in unregelmäßigen Abständen vorbei. weso

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