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Berlin: Auf den Spuren der Mendelssohns

Thomas Lackmann liest im Tagesspiegel-Salon

Als Moses Mendelssohn 1743 nach Berlin kam – vermutlich durch das Hallesche Tor, denn dort war Juden die Einreise gestattet –, war er 14 Jahre alt und mittellos. Gefragt, was er in Berlin wolle, soll der Junge geantwortet haben: „Lernen“. Das tat er in den Folgejahren so gründlich, dass er nicht nur als Geschäftsführer einer Seidenfabrik reüssierte, sondern zum berühmtesten jüdischen Philosophen und Vorkämpfer für die Emanzipation der Juden wurde. Zusammen mit seiner Frau Fromet begründete er eine Familiendynastie, die viele berühmte Mitglieder hervorbringen sollte.

Moses der Stammvater, Dorothea Schlegel die Lieblingstochter, die Söhne Joseph und Abraham, deren Geldinstitut zur größten Privatbank Berlins expandieren sollte, die Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel, die Künstlergeschwister Eleonora und Francesco von Mendelssohn, die aus dem „Dritten Reich“ emigrieren mussten – Tagesspiegel-Autor Thomas Lackmann schildert in seinem Buch „Das Glück der Mendelssohns“ (Aufbau Verlag, 575 Seiten) die Schicksale von berühmten und weniger berühmten Mitgliedern einer Familie, die überreichlich mit Talenten gesegnet war.

Was ursprünglich als Biografie von Abraham Mendelssohn angelegt war, wuchs sich zu einer umfangreichen Familienchronik über sechs Generationen aus. Die Mendelssohns faszinieren Lackmann aus mehreren Gründen: „Sie gelten als Symbol der deutsch-jüdischen Symbiose, und an ihre Geschichte lassen sich Fragen stellen, die auch heute aktuell sind: nach Familienzusammenhalt, bürgerlicher Verantwortung, Integration oder Assimilation.“ Dass der Autor selbst ein später Abkömmling der Familie ist, sei nicht sein Hauptmotiv gewesen: „Ich wollte Geschichten erzählen. Geschichten wie diese müssen erzählt werden.“

Im Tagesspiegel-Salon wird Lackmann aus seinem Panorama des Clans der Bankiers, Künstler und Gelehrten lesen – und zwar an historischem Ort: in der Remise des ehemaligen Stammhauses der Mendelssohn-Bank in der Jägerstraße. Tagesspiegel-Herausgeber Hermann Rudolph moderiert, die literarischen Köche von eßkultur servieren Lieblingsspeisen von Felix Mendelssohn Bartholdy und der amerikanische Pianist Matt Rubenstein spielt Stücke von Arnold Mendelssohn, von Fanny Hensel und ihrem Bruder Felix: eine literarische, kulinarische und musikalische Hommage an eine Familie, die Berlin und Deutschland prägte. D.N.

Zeitung im Salon mit Thomas Lackmann: Donnerstag, 6. April, 19.30 Uhr, Jägerstraße 51, Mitte. Eintritt zwölf Euro inklusive Essen. Anmeldung am heutigen Dienstag von 7.30 Uhr bis 20 Uhr unter 26009-609. Bei mehr Anmeldungen als Plätzen entscheidet das Los.

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