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Berlin: Auf die kurze Bank geschoben

Zugegeben, seit dem Sturz von Eberhard Diepgen und dem Ende der Großen Koalition in Berlin können Christ- und Sozialdemokraten nicht mehr so richtig miteinander. Auch im friedlichen Spandau ist der Umgangston zwischen den Vertretern der beiden großen Parteien rauer geworden.

Zugegeben, seit dem Sturz von Eberhard Diepgen und dem Ende der Großen Koalition in Berlin können Christ- und Sozialdemokraten nicht mehr so richtig miteinander. Auch im friedlichen Spandau ist der Umgangston zwischen den Vertretern der beiden großen Parteien rauer geworden. Dennoch trinkt man zum Feierabend schon einmal fraktionsübergreifend ein gemeinsames Bier. Doch was in der Kneipe funktioniert, ist auf der politischen Bühne tabu.

Umso größer war jetzt der Schock des CDU-Fraktionschefs, als er feststellte, dass sich nach der neuen Mandatsverteilung ein "Christ" und ein "Sozi" eine der Zweierbänke im BVV-Saal teilen müssten. Weil Kersten Schröder das "keinem Kollegen zumuten kann", soll für vier- bis sechstausend Mark eine CDU-Bank um einen dritten Sitz erweitert werden. Schließlich soll einem der politische Gegner ja nicht in die Unterlagen lugen können, lautet ein weiteres Argument. Prompt liegen die Parteien wieder im Clinch. SPD-Bezirkschef Swen Schulz fürchtet weniger um die Einsamkeit eines Parteigenossen ohne Banknachbarn als um Steuergelder, wenn er dem Christdemokraten "kleingeistige Befindlichkeiten" vorwirft. Dieser kontert, dass die von den Sozialdemokraten geforderten Amtsstuben für die Parteien mit Gruppenstatus viel teurer seien. Immerhin ist Schröder bereit, die nach "Sozi"-Ansicht "aus dem Fenster geworfene" Summe zu begrenzen. Ihm würde auch ein mobiler Stuhl reichen, der die Trennung etwa 2000 Mark billiger macht.

Solche Berührungsängste wie im Parkett kann man sich auf dem Podium nicht leisten. Dort muss der neue BVV-Vorsteher Jürgen Vogt (CDU) neben seinem Stellvertreter Uwe Ziesak (SPD) sitzen. Und denkt nicht an eine Trennwand zum Duzfreund, sondern findet den Streit peinlich. "Ich will ein Vorsteher für alle sein".

Rainer W. During

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