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Berlin: Auf Wiedersehen, PDS

Nach 22 Stunden gaben die Studenten die Parteizentrale frei

So plötzlich wie sie gekommen waren, zogen sie wieder ab. Nach 22 Stunden beendeten gestern Vormittag fast 60 Studenten die Besetzung der PDS–Parteizentrale am Rosa-Luxemburg-Platz. Mit der Aktion hatten sie die Regierungspartei zu einem Politikwechsel bewegen wollen. Die PDS sei aber „kein aktiver politischer Verbündeter“, stellten die Demonstranten – zeitweise mehr als 100 – enttäuscht in einer Erklärung fest und verließen um elf Uhr das Gebäude.

Die ganze Nacht über war es im Konferenzraum der Parteizentrale zu teilweise hitzigen und lautstarken Diskussionen gekommen. An ihnen nahm ab Mitternacht durchgehend bis zum Morgen auch der PDS-Bundesgeschäftsführer Rolf Kutzmutz teil: „Die Atmosphäre war teilweise sehr angespannt“, sagte Kutzmutz sichtlich müde am Ende der Nacht. „Wir haben keines der von den Studenten genannten Probleme gelöst, aber jeder konnte seinen Standpunkt klarmachen.“

Verärgerung bei der PDS löste das Verhalten von Studenten aus, die ihre Zigaretten auf dem Parkett ausdrückten, eine Steckdose aus der Wand traten und Deckenverkleidungen beschädigten. Der Sachschaden liegt Schätzungen zufolge zwischen mehreren hundert und tausend Euro. Außerdem soll eine Sekretärin angepöbelt worden sein. Die Parteiführung will dennoch auf eine Anzeige oder Geldforderungen verzichten.

Trotz ihres Rückzuges zeigten sich einige Studenten begeistert von der Besetzungsaktion. „Ich habe in dieser Nacht und bei den Diskussionen mehr gelernt über Politik und Demokratie als durch zehn Bücher“, sagt Ernst Schmitt, der im dritten Semester Geschichte studiert.

Juris Lempfert

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