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Berlin: Aufatmen in Mitte: 250-Kilo-Bombe entschärft

Von Klaus Kurpjuweit Eine amerikanische 250-Kilo-Sprengbombe hat gestern Nachmittag weite Teile der östlichen Innenstadt lahmgelegt, bevor sie entschärft werden konnte. Zeitweise bestand die Gefahr einer Explosion des Sprengkörpers aus dem Zweiten Weltkrieg.

Von Klaus Kurpjuweit

Eine amerikanische 250-Kilo-Sprengbombe hat gestern Nachmittag weite Teile der östlichen Innenstadt lahmgelegt, bevor sie entschärft werden konnte. Zeitweise bestand die Gefahr einer Explosion des Sprengkörpers aus dem Zweiten Weltkrieg. Vor der Entschärfung hatte die Polizei im weiten Umkreis um den Fundort am Hausvogteiplatz die Gebäude geräumt. Auch Straßen- und U-Bahnverkehr waren unterbrochen.

Bei einer Explosion wären rings im Abstand von etwa 50 Metern alle Häuser zerstört worden. Splitter hätten bis zu 1,5 Kilometer weit fliegen können, sagte Feuerwerker Bernd Nieter. Zusammen mit seinem Kollegen Detlef Jaab hatte er den Blindgänger kurz vor 18 Uhr entschärft.

Zuvor waren im Umkreis von 250 Metern die Häuser evakuiert worden. Betroffen waren auch die Redaktionsräume der Fernsehsender Sat 1, Pro7 und N 24, die ihren Sendebetrieb teilweise mit Aufzeichnungen aufrecht erhalten mussten. Die 250-Kilogramm-Bombe war gegen 13.30 Uhr in der Jerusalemer Straße auf der Baustelle „Carrée am Hausvogteiplatz“ entdeckt worden. Ein Baggerfahrer hatte sie mit seiner Schaufel erfasst und einige Meter weiter abgeladen. Wäre sie dabei auf den Zünder gefallen, wäre sie höchstwahrscheinlich explodiert, sagte Nieter. Nach seinen Angaben war der Zünder völlig deformiert und verkantet. Die Feuerwerker mussten ihn mühsam mit einer Zange herausdrehen. Eine Stunde dauerte es; normal würden Bomben in 10 bis 15 Minuten entschärft, so Nieter.

Die Polizei, die mit 100 Beamten im Einsatz war, hatte gegen 14 Uhr begonnen, die Gebäude zu räumen. Zwischen Leipziger Straße, Gendarmenmarkt und Französischer Straße bis zum Außenministerium mussten alle Personen die Häuser verlassen. Auch die Hochhäuser an der Nordseite der Leipziger Straße wurden geräumt. Teilweise wurden ältere Bewohner mit Tragen aus der Gefahrenzone gebracht. Die Feuerwehr hatte auf dem Gendarmenmarkt ein Zelt als Notunterkunft aufgebaut. An einem Werktag hätte auch das Justizministerium, das gegenüber der Baustelle liegt, geräumt werden müssen.

Es kam zu umfangreichen Straßensperrungen; während der Entschärfung wurde auch die Leipziger Straße geschlossen. Die U-Bahn der Linie U 2 fuhr zunächst an der Station Hausvogteiplatz durch, auch sie wurde während der Arbeiten am Zünder gestoppt. Obwohl nachmittags klar war, dass die U-Bahn während der Entschärfung, die um 17 Uhr begann, zwischen Stadtmitte und Spittelmarkt unterbrochen werden musste, wussten die Mitarbeiter auf dem Bahnhof Stadtmitte kurz vor 18 Uhr nicht, ob es Ersatzverkehr mit Bussen gab. Es gab ihn – zwischen Mohrenstraße und Märkisches Museum.

Normalerweise werden Baustellen vor Erdarbeiten mit Sonden nach Bomben untersucht. In diesem Fall war das nicht möglich, da sich zuviel Schrott im Boden befand. Deshalb ist bei diesen Arbeiten ständig ein ausgebildeter Feuerwerker dabei. Er konnte die Bombe aber auch erst entdecken, als sie vom Bagger schon wieder abgeladen war. 1994 waren an der Pettenkoferstraße in Friedrichshain bei einer Explosion drei Menschen getötet und zahlreiche verletzt worden. Beim Rammen einer Spundwand hatte ein Bagger den Zünder eines Blingängers getroffen.

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