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Berlin: Auffahrunfall der S-Bahn weiter rätselhaft

Von Klaus Kurpjuweit Der Auffahrunfall bei der S-Bahn im Bahnhof Hackescher Markt stellt die Verantwortlichen weiter vor ein Rätsel. 13 Fahrgäste waren, wie berichtet, am Freitag bei dem Zusammenstoß verletzt worden, meist durch Splitter von zerborstenen Sicherheitsscheiben.

Von Klaus Kurpjuweit

Der Auffahrunfall bei der S-Bahn im Bahnhof Hackescher Markt stellt die Verantwortlichen weiter vor ein Rätsel. 13 Fahrgäste waren, wie berichtet, am Freitag bei dem Zusammenstoß verletzt worden, meist durch Splitter von zerborstenen Sicherheitsscheiben. Ob der Fahrer des aufgefahrenen Zuges bereits ausgesagt hat, konnte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz gestern nicht sagen. Die Ermittlungen erfolgen durch den Bundesgrenzschutz, der bei der Bahn die Aufgaben der Polizei übernommen hat.

Der Aufprall war nach bisherigen Erkenntnissen mit geringer Geschwindigkeit erfolgt. Auch wenn es an einem Signal einen Defekt gegeben haben sollte, ist rätselhaft, warum der Triebfahrzeugführer nicht rechtzeitig gebremst hat. Der gesamte Streckenabschnitt vor dem Bahnhof ist so gut einsehbar wie kaum eine andere Stelle auf der kurvenreichen Stadtbahn.

Im Normalfall werden Züge, die ein Rot zeigendes Signal passieren, zwangsgebremst. Solche so genannten Fahrsperren gibt es bei der S- und der U-Bahn. In bestimmten Fällen kann der Triebfahrzeugführer das Sicherheitssystem allerdings ignorieren. Damit wolle man vermeiden, dass bei einer gewöhnlichen Signalstörung der gesamte Betrieb unterbrochen werde, sagte der Signalexperte Manuel Jacob, der zum Sicherungssystem der S-Bahn ein Buch verfasst hat. Fährt ein Triebfahrzeugführer am Rot zeigenden Signal vorbei, was – je nach Signal – entweder nur nach einem besonderen Befehl oder auf Verantwortung des Triebfahrzeugführers erfolgen kann, muss unter besonderer Vorsicht weitergefahren werden. Dabei muss die Geschwindigkeit den Sicht- und Streckenverhältnissen angepasst werden. Dabei muss sichergestellt sein, dass der Zug jederzeit vor einem Hindernis gestoppt werden kann.

Dass es vorher ein Durcheinander im Fahrplan gegeben hatte, dürfte bei dem Unfall keine Rolle gespielt haben, sagte Priegnitz gestern weiter. Dies sei kein Grund, an einem Stopp-Signal vorbeizufahren. Weil am Bahnhof Heerstraße ein defekter Zug abgeschleppt werden musste, ließ die S-Bahn die Züge der Spandauer Linien S 5 und S 75 vorübergehend bis Grunewald fahren, was den Fahrplan durcheinander wirbelte. Zusammengestoßen waren zwei Züge der Linie S 7, die im Abstand von zehn Minuten nach Potsdam unterwegs sein sollten.

Die Stadtbahn wird – wie bereits ein Großteil der übrigen S-Bahn-Strecken – zentral über ein elektronisches Stellwerk überwacht und gesteuert. Nach dem dort installierten Sicherheitssystem müsste ein Auffahrunfall ausgeschlossen sein.

Ein ähnlicher Zusammenstoß am 21. Oktober 2001 war auf menschliches Versagen zurückzuführen. Vor dem Bahnhof Ostkreuz war ein Zug zu schnell unterwegs und konnte deshalb bei Rot nicht rechtzeitig bremsen. Beim Zusammenstoß mit einem haltenden Zug wurden zehn Menschen verletzt. Eine Geschwindigkeitsüberwachung wie bei der U-Bahn gibt es bei der S-Bahn nicht.

Während die in den damaligen Unfall verwickelten Züge der Baureihe 485 als bremstechnisch heikel gelten, bescheinigen Experten den neuen Baureihen, die an dem Unfall am Hackeschen Markt beteiligt waren, gute Bremswerte. Die Baureihen 480 und 481 können auch Sand auf die Schienen streuen, um die Bremswirkung zu erhöhen. Berichte, es habe bei der neuesten Baureihe 481 zuvor Bremsprobleme im Betrieb gegeben, konnte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz gestern nicht bestätigen.

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