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Berlin: „Aufklären – vor allem in den Familien“ Der türkische Bund setzt auf bessere Elternarbeit

Herr Cinar, schätzen Sie die Ausbildungssituation für türkische Mädchen in Berlin ähnlich miserabel ein wie die IHK? Die Zahlen zeigen die Realität.

Herr Cinar, schätzen Sie die Ausbildungssituation für türkische Mädchen in Berlin ähnlich miserabel ein wie die IHK?

Die Zahlen zeigen die Realität. Das ist eine Kette: Mädchen aus bildungs und sozial schwachen Familien haben schlechte Schulabschlüsse, also keine Chance auf dem Ausbildungsmarkt.

Spielt die Nationalität bei der Ablehnung wirklich eine entscheidende Rolle?

Das mag in Einzelfällen zutreffen. Aber manchmal ist es vielleicht nur ein subjektives Gefühl. Denn das allein erklärt die schlechten Zahlen nicht.

Was dann? Die Sprachbarriere?

Auch, aber das gilt nicht nur für Mädchen. 70 Prozent der türkischen Kinder können vor Schuleintritt kein altersgemäßes Deutsch. Aber auch 33 Prozent der deutschen nicht. Das zeigt, dass die soziale Herkunft eine Rolle spielt. Die Schule kann das Defizit nicht aufholen.

Und später sorgt dann die Familie dafür, dass die Tochter keinen ordentlichen Beruf lernen darf?

Da warne ich vor Schubladendenken. Viele orthodoxe Muslime wollen durchaus, dass ihre Töchter studieren. Es ist nicht immer der Islam schuld, es kommt darauf an, wie die Familie gestrickt ist. Aber es stimmt schon: Es muss noch viel mehr Elternarbeit geleistet werden. Das müssen vor allem aufgeklärte islamische Communitys übernehmen.

Sehen Sie bei der Ausbildung auch die türkischen Unternehmen in der Pflicht?

Ja. Es müssten mehr das IHK-Zertifikat für die Eignung als Ausbilder erwerben. Außerdem hat ein Großteil der Betriebe ein einseitiges Angebot: Türkische Reisebüros etwa bieten nur Türkeireisen und nicht die ganze Palette. Die Lösung wäre eine Verbundausbildung: eine Teilschulung in einem türkischen Büro, der Rest bei deutschen Anbietern. Das müsste der Staat auf den Weg bringen. Und schließlich sehen viele Betriebsinhaber Azubis nur als Bürde. Da muss aufgeklärt werden. Das machen zwar der türkisch-deutsche Unternehmensverband und der türkische Bund in Berlin-Brandenburg schon. Aber es reicht noch nicht.

Das Gespräch führte Susanne Leimstoll.

Safter Cinar (59) ist Vorsitzender des Türkischen Elternvereins und Sprecher des türkischen Bundes Berlin-Brandenburg. Er sagt, die sozial schwachen türkischen Familien sind das Problem.

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