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Auftritt der Woche: The Pogues in der Zitadelle

Früher waren die acht Jungs vor allem für ihre Trinkerei auf der Bühne bekannt. Das hat sich gehörig geändert. Einige der smarten Punkrocker rühren heute keinen Tropfen mehr an. Am Dienstag kommen The Pogues nach Spandau.

Sie treiben sich da rum, wo der Whiskey in Strömen fließt. Das jedenfalls lassen ihre Lieder vermuten. The Pogues singen von Alkohol und Besäufnissen, aber auch vom Schicksal irischer Auswanderer. Die Songs der acht Iren, Engländer und Schotten stammen aus den 80ern und 90ern, damals waren sie die Begründer des irischen Folk-Punks. Heute sind die Rocker Mitte 50 und gar nicht mehr so trinkfest: dem Alkohol haben manche entsagt. Am Dienstag kommen sie nach Spandau und spielen in der Zitadelle.

In über 25 Jahren auf der Bühne kommt die Band bereits zum wiederholten Mal nach Berlin. Erinnerungen hat Sänger und Flötist Peter „Spider“ nur ans erste Gastspiel 1985, und das auch nur verschwommen. Er erinnert sich an Ärger mit Neonazis und an einen Ledermantel, den er sich besorgt hatte. Dem verpasste er den Namen Wolfgang, doch Wolfgangs Schicksal ist ungeklärt. Viel mehr kennt der Engländer nicht von Berlin und Deutschland. Kraftwerk und die Toten Hosen sind ihm noch ein Begriff, und in der Kneipe müssen wenige deutsche Wörter zur Verständigung reichen: „Haben Sie ein alkoholfreies Bier, bitte.“ Stacy und die meisten Bandmitglieder trinken seit Jahren keinen Alkohol mehr.

Stacy ist es leid, dass die Pogues von vielen auf Trinklieder reduziert werden. „Shanes Songs sind Lieder vom Leben und den Menschen, vom Zustand der Menschheit, sie handeln nicht nur vom Abhängen in Bars“, sagt er. Shane MacGowan ist Gründungsmitglied und Sänger der Pogues. Lücken im Gebiss besorgten dem Iren den Spitznamen „der Mann mit vielen Worten und wenig Zähnen“. In den 80er Jahren war er nicht selten zu betrunken, um aufzutreten. 1991 flog er aus der Band, nachdem er bei einem Konzert in Tokio zusammenbrach. Fünf Jahre später folgte die Auflösung, weitere fünf Jahre danach die Wiedervereinigung – ohne MacGowan war die Band erfolglos. Als der chaotische Sänger zurückkam, schien dessen Lebensweise unverändert. Zu Proben kam er zu spät, und noch heute hofft die Band, dass er zu den Konzerten überhaupt auftaucht. Meist geschieht das in letzter Minute. Rausschmeißen würden ihn die Pogues trotzdem nicht mehr. „Das war schrecklich“, sagt Stacy, „eine Band sollte wie eine Gang sein und zusammenhalten.“

Gegründet hatte sich die Gruppe unter dem Namen Pogue Mahone. Doch weil kaum ein Radiosender die Musik einer Band spielen wollte, deren Name übersetzt „Küss meinen Arsch“ lautete, taufte sie sich um. Heute kommen längst nicht nur alteingesessene Fans zu den Konzerten. „Es ist nicht so, dass wir nur vor einem Haufen alter Leute mit langen Haaren spielen, die uns seit den 80ern hören“, meint Stacy. Obwohl längst kein neues Album mehr erschienen ist und Stacy den Hoffnungen auf neue Songs eine Absage erteilt, kommen die Folkpunker auch bei Leuten weit unter der eigenen Altersklasse an. Die Whiskeyströme sind schuld, das Image füllt noch heute Konzertsäle. Das weiß auch Stacy: „Die Leute kommen zu den Shows, weil wir einen gewissen Ruf haben.“ Der soll auf der Bühne dann auch bedient werden. Danach gibt es für Stacy eine Zigarette, dann fährt er ins Hotel. „Die Zeit der wilden Feierei ist vorbei.“

The Pogues, Dienstag, Zitadelle Spandau, Beginn 18.30 Uhr, Tickets ab 38 Euro

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