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Berlin: Aus dem Häuschen

Ein US-Designer kam erstmals zu Besuch nach Berlin, die WM-Heldinnen kehrten in die Heimat zurück, und ein Nachrichtenmagazin feierte auf dem Schloßplatz: Für die Prominenz wurde aus dem Dienstag ein Feiertag.

Von Susanna Nieder

Tommy Hilfiger ist ein kleiner Mann mit großen Zähnen und einem sehr breiten Lächeln. Er umgibt sich gerne mit Prominenten; seine Website zieren viele Starfotos. Auf einem verschwindet er fast zwischen dem Schauspieler Denzel Washington und dem Popsänger Lenny Kravitz, beide etwa einen Kopf größer und doppelt so massig wie er.

Von solchen Namen kann man in Berlin allerdings nur träumen. Bei Veranstaltungen wie der Ausstellungseröffnung „Tommy Hilfiger Art Gallery“ in seinem vor vier Monaten eröffneten Flagship-Store am Ku’damm treffen sich gern Jung-Moderatorinnen und GSZS-Sternchen – das war auch am Dienstagabend nicht anders, als sich der große Meister persönlich bei seinem ersten Berlinbesuch die Ehre gab.

Mit anderthalb Stunden Verspätung betrat er den roten Teppich, um den bibbernde Kameraleute und eine Handvoll neugieriger Passanten standen, öffnete, ganz im Einklang mit seinem Werbeslogan „Show me your Tommy“, die sorgfältig verwitterte Lederjacke, um das mit rotem Kussmund verzierte T-Shirt zu präsentieren, und erschien, Hände drückend und nach allen Seiten grüßend wie ein Präsident, im Ladeninneren.

Im 732 Quadratmeter großen Geschäft, dem ehemaligen Astor-Kino, gab es von Prominenten wie Arnold Schwarzenegger und Whoopi Goldberg bearbeitete Denimstücke zu bewundern. Richtig aufregend war das nicht: US-Flagge auf Jeansjacke, Flammendes Herz auf Jeansjacke, Blümchen auf Jeansjacke. Blümchen auf Hosen, US-Flagge auf Hosen, Sternchen auf Hosen. So ausgefallen wie die Mode von Hilfiger eben, wie die Parkas, Dufflecoats und Anoraks, die Cordröcke, Lederblousons und Jeans.

Promis haben Hilfiger groß gemacht. 1985 erklärte sich der bis dahin wenig bekannte amerikanische Modedesigner in einer spektakulären Werbekampagne selbst zu einem, indem er sich in eine Reihe mit Ralph Lauren, Perry Ellis und Calvin Klein stellte. Kurz darauf entdeckte ihn die Hip-Hop-Szene; die Marke, ursprünglich für weiße Männer konzipiert wie Polo Ralph Lauren, wurde von den Rappern in einer Weise besungen und vorgeführt, wie sie der kühnste PR-Stratege nicht hätte inszenieren können.

Der Umsatz stieg zwischen 1985 und 1996 um das Hundertfache auf knapp 500 Millionen Dollar – nicht schlecht für ein mittelloses Einwandererkind, das zweite von neun Geschwistern . In den Neunzigern trugen Bill Clinton und Prinz Charles die Marke Tommy Hilfiger, Michael Jackson und Björk gefielen wie Millionen von Amerikanern das saubere, unkomplizierte Image, die bunten Klamotten und die patriotische Anmutung mit dem ähnlich der amerikanischen Flagge gestalteten Riesenlabel.

Über die Jahrtausendwende hat sich diese Erfolgsstory wie so viele andere relativiert, doch Tommy Hilfiger gehört nach wie vor zu den erfolgreichsten Modemarken in den USA. Bei seinem Berliner Auftritt konnte man das sehr schön beobachten. Die Kameras erdrückten ihn fast , und manche der Anwesenden gerieten vor Begeisterung direkt aus dem Häuschen.

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