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Berlin: Aus für die Villa

Berlins größte Krippe wird geschlossen. Bezirke geben wegen des neuen Kita-Plans Standorte auf

Eine alte Jugendstilvilla als Kita, das hat in Berlin nicht jeder. Dazu noch engagierte Erzieherinnen, auf dem neuesten Stand der Kleinstkindbetreuung und ein einmaliges Konzept: Eine Kita nur für Krippenkinder, die größte in Berlin. 103 Zwerge zwischen acht Wochen und drei Jahren wuseln auf drei Etagen herum, in ihren Räumen am Mehringdamm 116. Das soll nun alles verschwinden, per Anordnung des Bezirksamtes von FriedrichshainKreuzberg. Die Kinder sollen auf andere Krippen verteilt werden. Gegen die Schließung wollen Eltern und Erzieherinnen heute protestieren.

Hinter der geplanten Schließung verbirgt sich eine Neuordnung der Kita- Landschaft, die „Gesamtkita-Entwicklungsplanung“. Weil die Betreuung von Grundschülern ab nächstem Jahr nicht mehr im Hort stattfindet, sondern in den neuen Ganztagsschulen, fallen im Bezirk mehrere tausend Hortplätze weg. Davon betroffen sind viele Kitas, die auch Hortplätze angeboten haben. Damit keine Kita-Gebäude halb leer stehen, werden einige Standorte geschlossen und andere aufgefüllt. „Wir müssen unsere Immobilien effizient auslasten“, sagt Jugendstadträtin Sigrid Klebba. Sieben bis acht Kita-Standorte sollen wegfallen.

Die Neustrukturierung betrifft alle Bezirke. In Charlottenburg-Wilmersdorf wird bis Oktober die Grobplanung erarbeitet, sagt Jugendstadtrat Reinhard Naumann. Wie viele Kita-Standorte geschlossen werden, ist noch unklar. In Neukölln sollen laut Jugendstadtrat Thomas Blesing keine Kitas geschlossen werden, allerdings würden schulnahe Kita-Standorte künftig als Schulhorte genutzt.

Die Eltern der Krippe am Mehringdamm halten die drohende Schließung für eine Fehlentscheidung. Die Krippe besteht seit 40 Jahren und hat einen „sehr guten Ruf“, sagt Eva Beisiegel, die Mutter der zweijährigen Liena. Bei der Auswahl der Standorte seien keine Qualitätskriterien berücksichtigt worden. Offenbar wolle der Bezirk eine lukrative Immobilie vermarkten. Stadträtin Klebba gibt das verklausuliert auch zu: „Solche Gesichtspunkte spielen eine Rolle.“ Entscheidend sei im Fall des Mehringdamms aber, dass neben der Villa eine weitere Kita untergebracht ist. Eine Ballung von Standorten sei nicht zu rechtfertigen.

Von Schließung bedroht ist auch eine relativ kleine Kita in der Hagelberger Straße, das „Kinderhaus am Kreuzberg“. Pikant ist in diesem Fall, dass die Kita erst vor kurzem vom Deutschen Jugendinstitut für ihr Konzept der Spätbetreuung ausgezeichnet worden ist. loy

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