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Berlin: Aus Pisa klug werden

Abgeordnete debattieren über neue OECD-Bildungsstudie – und Konsequenzen für Berlins Schulpolitik

Der zweite große Pisa-Schreck hat am Donnerstag das Berliner Abgeordnetenhaus erreicht. Die Parlamentarier debattierten unter dem Eindruck der zweiten OECD-Bildungsstudie, wie sich die Schule durch die Erkenntnisse der Studie verändert hat und verändern muss. Konsens war unter den Schulpolitikern der rot-roten Koalition und der Grünen: Der Anfang ist gemacht, und er gibt Anlass zur Hoffnung auf bessere Schulen. Die CDU-Abgeordnete Katrin Schultze- Berndt hielt Schulsenator Klaus Böger allerdings vor, sein Schulgesetz sei eben nicht mehr als ein Anfang und in allem, was mit der Evaluation von Schule zu tun habe, „auf prähistorischem Erkenntnisstand“. Denn das Gesetz sehe vor, dass es immer der Staat sei, der Schul- und Bildungsstandards prüfe, nicht aber eine „unabhängige Evaluationsagentur“.

Doch sogar die Schulpolitiker der rot-roten Koalition forderten von Böger weitere Reformschritte. Die PDS-Abgeordnete Carola Freundl sprach sich für eine zehnjährige Schulzeit aus, ohne – wie sie betonte – damit der DDR-Einheitsschule das Wort reden zu wollen. Schüler lernten nachweislich besser in Gruppen, in denen nicht alle auf dem gleichen Leistungsstand sind. Ebenso wichtig sei es, die Lehrerausbildung durch „mehr Praxisbezug“ zu verbessern. Ähnlich sah es auch die SPD-Abgeordnete Felicitas Tesch: Wenn die OECD darauf hinweise, dass Schulkinder nicht zu früh auf unterschiedliche Schularten geschickt werden sollten, sei man in Berlin und Brandenburg „weiter“, weil die Kinder hier sechs Jahre lang in die Grundschule gingen. Ansonsten habe Böger mit dem Schulgesetz vieles „angestoßen“: Bildung beginne in der Kita. Schon dort dokumentierten individuelle Sprachstandstagebücher, wie sich die Kinder entwickelten. Der Grünen-Schulpolitiker Öczan Mutlu sprach von einem „Armutszeugnis“, das sich das deutsche Bildungssystem im Umgang mit Migrantenkindern ausgestellt habe: Deren Potenziale würden nicht genutzt. Eine grüne Schulpolitik würde darauf hinarbeiten, dass Kinder bis zur 10. Klasse gemeinsam zur Schule gingen, aber individuell gefördert würden. Deshalb lehnen die Grünen das dreigliedrige Schulsystem ab.

Die FDP-Schulpolitikerin Mieke Senftleben plädierte dafür, Schulen mehr Eigenverantwortung zu geben. Wo immer sie selbst über Personal und Finanzen entschieden, zeigten sich Erfolge. Auch die Eltern müssten sich ihrer Pflicht zum Interesse an der Bildung ihrer Kinder bewusst werden. Eltern könnten durch Bildungsvereinbarungen über die Lernziele ihrer Kinder stärker beteiligt werden.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) sagte, es sei eine „Phantomdebatte“, das dreigliedrige Schulsystem in Frage zu stellen. Wichtig sei es jetzt, den Unterricht besser zu machen. Bei der Lehrerausbildung müsse es darum gehen, die „diagnostischen“ Fähigkeiten der Lehrer zu stärken, damit sie Stärken und Schwächen der Schüler klarer erkennen.

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