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Ausbeutung: Deutsches Historisches Museum ist Praktikantenabzocker 2007

Der Verein fairwork e.V. hat den "Raffzähnen 2007"-Preis für das unfairste Praktikum verliehen. Der Preisträger ist eine Berliner Einrichtung, die durch den Bund finanziert wird. Abgezockte Praktikanten haben die Möglichkeit, das Unternehmen zu verklagen.

Der Preis für die Praktikantenabzocke wird vom fairwork e.V. für die unfairsten Arbeitsbedingungen verliehen. Er geht an das Deutsche Historische Museum in Berlin.

Eine junge Frau mit einem abgeschlossenem Geschichtsstudium in der Tasche sollte sechs Monate lang 39 Stunden pro Woche arbeiten - unentgeltlich. Doch damit nicht genug. Keine Urlaubstage, kein Krankengeld, auf die Unfallfürsorge soll sie auch verzichten. Außerdem gehen die Urheberrechte für ihre Leistungen direkt an das Museum über. 

Anfrage im Bundestag

Das Deutsche Historische Museum wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die junge Frau habe sich von sich aus an das Museum gewendet und man sei ihr flexibel entgegen gekommen. Sie hätte anschließend ihre Bewerbung ohne Begründung wieder zurückgezogen. Dreist aber nicht ungewöhnlich sei diese Reaktion nach Aussagen von fairwork-Mitglied Frank Schneider. Es gibt auch andere Unternehmen, die ähnlich handeln und Anwärter auf die Abzocker-Trophäe waren.

Berichten der Süddeutschen Zeitung zufolge, bezeichnet fairwork die Bedingungen als "skandalös" und stuft diese juristisch als "höchst problematisch" ein. Kai Gehring, Sprecher der Grünen für Jugend und Hochschule, reichte sogar eine Anfrage im Bundestag ein. Solche Verhältnisse müsse die Regierung erklären, da die GmbH vom Bund getragen werde. 

Nach Aussage von Bettina König, Gründerin und Vorsitzende des fairwork e.V. haben ausgebeutete Praktikanten sogar das Recht, ihren Arbeitgeber zu verklagen. Ein Praktikum soll einen Lerneffekt haben und keine Arbeitskraft ersetzen. Unbezahlte Arbeit sei sittenwidrig und man könne deswegen rechtliche Schritte einleiten, sagt König, die selbst einen solchen Prozess schon hinter sich gebracht hat.

Die Auszeichnung der Praktikantenabzocke wird monatlich von fairwork verliehen. Am Ende des Jahres erhält der Schlimmste der zwölf Preisträger nochmals einen gesonderten Preis.  (tbe)

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