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Ausländische Unis richten Außenstellen in Berlin ein: Jung und nah am Osten

Die New York University mietet sich in den Büroräumen der Kulturbrauerei ein. Auch bei anderen ausländischen Hochschulen steht der Standort Berlin hoch im Kurs.

Von Sandra Dassler

„Berlin is young and cool“, sagt Mike. „And cheap“, fügt Ron hinzu. Die beiden 20-jährigen Texaner besuchen derzeit eine Summer School und sie sind nicht die einzigen ausländischen Studenten, die Berlin jung, toll und preiswert finden.

„Im letzten Jahr sind unsere Studentenzahlen für Berlin förmlich explodiert“, sagt Stefan Blechschmidt. Der 34-Jährige ist stellvertretender Direktor einer Dependance der renommierten New York Universität in Berlin. Im Jahr 1831 gegründet, ist die NYU mit 54 000 Studenten die größte private Universität der Vereinigten Staaten und ab September werden ihre Berliner Austauschstudenten in der Kulturbrauerei unterrichtet.

„Wir haben 1400 Quadratmeter Bürofläche in der Kulturbrauerei an die NYU vermietet“, bestätigt der Sprecher der TLG Immobilien, Olaf Willuhn: „Die Universität meint, dass das Umfeld in der Kulturbrauerei sehr gut zu ihren Studenten passt: Theater und Fitnessstudios ebenso wie Verlage, Kinos und Kneipen.“

Ab September werden hier mehr als vier Dutzend Amerikaner Seminare besuchen. „Viele sind Kunststudenten“, sagt Stefan Blechschmidt: „Die Kunstszene Berlins hat in New York einen sehr guten Ruf – auch, weil sie so lebendig ist. Und weil sich die Studenten die Kunst und Kultur hier auch leisten können.“

Dass Berlin erschwinglich ist, auch was den Lebensunterhalt anbelangt, spiele eine große Rolle, sagt Blechschmidt: Hinzu komme die zentrale Lage. Berlin werde nicht nur gewählt, um Deutschland, sondern um Europa kennenzulernen. Von hier aus ist man nach kurzem Flug in Rom, London, Madrid, aber auch in Warschau oder Moskau.

Dass Berlin so nahe an Osteuropa liege, sei enorm wichtig, findet auch Esther von Richthofen, die an der Humboldt-Universität als Regionalreferentin für Asien, Australien und Neuseeland arbeitet. „Mehr noch“, sagt sie: „Viele Studenten möchten Ostdeutschland besuchen, weil sie Namen wie Dresden, Weimar oder Leipzig kennen und von Berlin aus dort schneller hinkommen als von Hamburg oder München.“

Auch Esther von Richthofen registriert ein sehr großes Interesse von Studenten aus aller Welt an Berlin: „Auch asiatische Studenten schätzen, dass Berlin eine sehr junge Stadt ist und es dort ein großes Freizeit- und Kulturangebot gibt.“ Eine wichtige Rolle spiele auch, dass der Name Alexander von Humboldt in Asien wie auch in Südamerika sehr populär sei.

So hat die Humboldt-Universität hunderte Kooperationsvereinbarungen mit ausländischen Unis, davon elf in Japan und zehn in China. Seit 2002 gibt es eine europäische Filiale der Harvard-Universität, auch die Columbia- und die Stanford- Uni sowie weitere fünf amerikanische Spitzenuniversitäten sind vertreten. Eine japanische Universität überlegt gerade, eine Außenstelle in Berlin einzurichten und 2006 wurde, so FU-Sprecher Goran Krstin, in Kooperation mit der Freien Universität (FU) mit dem Konfuzius-Institut eine erste Außenstelle der Peking-Universität in Deutschland etabliert.

Zwar kann die Senatsbildungsverwaltung keine Auskunft geben, wie viele Standorte ausländischer Hochschulen es in Berlin gibt, weil diese, so ein Sprecher, „nicht anzeigepflichtig sind“ – klar ist aber, dass es immer mehr werden. „Auf die jungen Leuten hat Berlin offenbar eine starke Ausstrahlung“, stellt NYU-Vertreter Stefan Blechschmidt fest: „weil sich mit dieser Stadt ein sehr positives Lebensgefühl verbindet.“ Sandra Dassler

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