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Berlin: Auslöser ist die Forderung der Verkehrsverwaltung, Stammkunden zu entlasten

Die BVG prüft, ob ihr Tarifkonzept Preissenkungen zulässt. Damit reagiert der Verkehrsbetrieb auf eine Forderung der Verkehrsverwaltung, die, wie berichtet, will, dass die Preise für Stammkunden gesenkt werden.

Die BVG prüft, ob ihr Tarifkonzept Preissenkungen zulässt. Damit reagiert der Verkehrsbetrieb auf eine Forderung der Verkehrsverwaltung, die, wie berichtet, will, dass die Preise für Stammkunden gesenkt werden. Teurer werden könnten dagegen Einzelfahrscheine und Tageskarten. Zwei Vorstöße der BVG, die meisten Tarife - auch für die Stammkunden - zu erhöhen, sind von der Verkehrsverwaltung aus formalen Gründen bereits zurückgewiesen worden.

Nach Ansicht von Staatssekretärin Maria Krautzberger (SPD) aus der Verkehrsverwaltung würden günstigere Preise für Monats- und Jahreskarten mehr Fahrgäste in Bahnen und Busse locken und damit auch mehr Geld in die Kassen der Verkehrsbetriebe bringen. Zudem bringe die von der Verwaltung noch für dieses Jahr vorgesehenen 50 Kilometer Busspuren eine Kostenentlastung für die BVG in einem zweistelligen Millionenbereich. Wenn die Busse auf eigenen Spuren zügig vorankommen, muss die BVG weniger Fahrzeuge einsetzen - und damit auch weniger Personal.

Einnahmen steigen nicht mit Preisen

BVG und S-Bahn bevorzugen bisher jedoch eine allgemeine Tariferhöhung. In der Vergangenheit ist die Rechnung dabei meist nicht aufgegangen. Die Einnahmen stiegen nicht so stark wie erhofft, weil die Zahl der Fahrgäste zurückging. Die BVG hat seit Anfang der 90er Jahre rund ein Viertel der Kunden verloren. Zuwächse gab es dagegen bei der S-Bahn, die seither aber auch zahlreiche Strecken wiedereröffnet hat.

In den 80er Jahren hatten Städte wie Basel und Freiburg den Preis für Monatskarten drastisch gesenkt und dadurch so viele Fahrgäste mehr gewonnen, dass am Ende trotzdem mehr Geld in den Kassen war als zuvor bei den hohen Preisen. 1989 folgte die rot-grüne Koalition von SPD und AL in Berlin diesem Beispiel und senkte den Preis der Monatskarte von 99 auf 65 Mark.

Ob dadurch mehr Fahrgäste zu gewinnen waren, ließ sich nicht feststellen. Nur einen Monat später war die Grenze offen, und die Zahl der Fahrgäste ging sprunghaft in die Höhe. DDR-Bürger durften dabei zunächst gratis fahren. Heute kostet eine vergleichbare Monatskarte 138 Mark.

1989 wurden die BVG-Preise noch vom Parlament beschlossen. Mit der Umwandlung des Eigenbetriebes in eine Anstalt des öffentlichen Rechts verzichteten die Abgeordneten auf dieses Recht. Nun kann das Unternehmen die Preise selbst festlegen.

Dabei müssen sich die 36 im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zusammengeschlossenen Unternehmen aber einigen. Der gemeinsame Tarifvorschlag muss dann beim Verbund eingereicht werden, die ihn an die Senatsverkehrsverwaltung als Genehmigungsbehörde weiterleiten muss.

Die BVG hatte ihren ersten Tariferhöhungsantrag vom 22. Dezember jedoch alleine eingereicht. Deshalb war er von der Verkehrsverwaltung zurückgewiesen worden. Aber auch die Mitte Januar von der BVG, der S-Bahn GmbH und der Regionalbahn gemeinsam bei der Genehmigungsbehörde eingereichten Anträge wurden nicht bearbeitet, sondern zurückgeschickt.

Da konkrete Angaben zur Kosten- und Einnahmeseite fehlten, sei die beantragte Tariferhöhung als solche nicht nachvollziehbar, teilte die Genehmigungsbehörde den Verkehrsbetrieben mit. Sie müssen die geforderten Unterlagen nun nachreichen. Außerdem bemängelte die Verwaltung, dass die Anträge nicht mit dem Verkehrsverbund abgestimmt waren.

Dauerstreit im Verbund

BVG, S-Bahn und die Regionalbahn liegen seit langem mit Verbundgeschäftsführer Uwe Stindt im Streit. Er hatte bereits im vergangenen Jahr einen Vorstoß der Betriebe, die Preise zum 1. April 2000 zu erhöhen, zunichte gemacht. Stindt fordert wie Strieder neue Ideen bei den Tarifen. Unter anderem hat er ein Guten-Abend-Ticket, das das Fahren nach 20 Uhr billiger macht, ins Gespräch gebracht. Preiserhöhungen in diesem Jahr hielt er zunächst für unangebracht, weil die Betriebe ihre Einnahmen durch den Verbund gesteigert hätten. Diese Angabe weisen die Unternehmen jedoch zurück.

Strieder kann die BVG nicht zwingen, die Preise für Stammkunden zu senken. Einen formal richtig gestellten Tarifantrag kann er nur in wenigen Fällen ablehnen. Wenn die Betriebe nachweisen, dass sie dadurch weniger Geld in ihren Kassen haben, müsste der Senat diese Lücke ausgleichen.

Der Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes will Ende Februar über die Tarife reden. Nach Stindts Ansicht könnten sie dann zum 1. Oktober steigen - oder auch sinken.

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