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© promo

Ausstellung: Vom Brief zur E-Mail

Im Museum für Kommunikation ist seit Donnerstag die Ausstellung "Schreiben, Tippen, Klicken. Zur Veränderung der Schreibkultur" zu sehen. Sie stellt die Frage, inwieweit der Briefkasten noch für seine ursprüngliche Funktion benutzt wird, persönliche Nachrichten zu übermitteln.

"Wenn man sich Berliner Hausflure anschaut, dann findet man sehr häufig einen Papierkorb am Ende der Briefkastenreihe", erzählt Joachim Kallinich, Professor für Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Das sei absolut nachvollziehbar – schließlich finden die meisten Menschen im heimischen Postfach keine persönlichen Nachrichten, sondern Werbung und Reklame, oder noch schlimmer: Rechnungen.

Kallinich hat die Ausstellung "Schreiben, Tippen, Klicken. Zur Veränderung der Schreibkultur" als Universitäts-Projekt angestoßen. Zwei Semester lang haben sich seine Studenten Gedanken darüber gemacht, welche Rolle der Briefkasten und das Schreiben von Briefen in einer digitalisierten Welt noch spielen. "Zunächst fand ich Briefkästen ziemlich langweilig, aber es ist erstaunlich, wie viel aus diesem Ding rauszuholen ist als Indikator für die Veränderung der Kommunikationskultur", erzählt Luise Scholl, Studentin und Mitorganisatorin der Ausstellung.

Dem Briefkasten bleiben nur Rechnungen, offizielle Schreiben und Werbung

Der Gedankengang des Projekts ist folgender: Das Schreiben von Briefen, einst die übliche Ausdrucksform zum Übermitteln von Nachrichten, wird immer unbedeutender. Persönliche Informationen werden zum größten Teil mit digitalen Medien übermittelt – dem Briefkasten bleibt als Inhalt nur die ungeliebte Mitteilung:  Der Gang zum häuslichen Postfach wird nicht mehr von freudiger Erwartung, sondern mit Widerwillen angetreten.

Im Ausstellungsraum kann diese Gedankenkette multimedial nachvollzogen werden. Die Schaukästen sind hinter Briefkästen verborgen, die der Besucher erst aufschließen muss, um ihren Inhalt einsehen zu können.

Ganz Aussterben wird das Briefeschreiben nach der Erwartung der Ethnologen aber nicht. Es wird aber inzwischen vielmehr als Kunstform, denn als normale Nachrichtenübermittlung verstanden. Der Grund dafür ist auf einem der Schaukästen sehr treffend formuliert: "In einem Brief ist ein intensiver, intimer Austausch möglich, den kein Telefonat, keine Mail geben können."

Die Ausstellung "Schreiben, Tippen, Klicken. Zur Veränderung der Schreibkultur" ist noch bis zum 09. November im Musum für Kommunikation in der Leipziger Straße 16 in Berlin Mitte zu sehen.

Moritz Leetz

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