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Nach dem schweren Unfall nach einem illegalen Autorennen auf der Tauentzienstraße führte die Polizei vermehrt Kontrollen durch. Wer an seinem Auto ohne Genehmigung geschraubt hat, wird abgeschleppt.

© Tagesspiegel

Autoszene in Berlin: Illegales Rennen: Raser nebelt Zeugen mit Feuerlöscher ein

Die Polizei sucht nach Zeugen zu einem Unfall, der sich offenbar bei einem illegalen Rennen ereignet hat. Und am Freitag ist vermehrt mit aufgemotzten Autos in der Stadt zu rechnen.

Die Reihe illegaler Autorennen in der Stadt reißt nicht ab. In einem Fall bittet die Polizei nun um Mithilfe der Öffentlichkeit. Gegen 8.45 Uhr am morgen des 5. Januar lieferten sich zwei Raser auf dem Buckower Damm in Richtung Mohriner Allee ein Rennen, dabei fuhren sie laut Zeugen viel zu schnell und wechselten wild die Fahrspuren.

An der Einmündung zur Gutschmidtstraße geriet einer der Fahrer mit seiner Mercedes A-Klasse ins Schleudern, prallte mit der Beifahrerseite gegen einen Pfeiler auf der Mittelinsel und schließlich in den Renault einer 47-Jährigen, die an der Linksabbiegerspur der Gegenfahrbahn an der Ampel wartete. Durch umherfliegende Splitter wurden drei weitere Autos beschädigt. Zeugen zogen den angeschlagenen Fahrer aus dem Wrack des Mercedes.

Die Nummernschilder des zweiten Fahrzeugs waren gestohlen

Kurze Zeit später hielt der andere Raser mit einem dunklen BMW an der Unfallstelle. Der Beifahrer des Wagens soll dann versucht haben, die umherstehenden Zeugen mit einem Feuerlöscher einzunebeln. Der Mercedes-Fahrer riss sich dann von den Zeugen los und stieg ebenfalls in den BMW. Alle drei flüchteten in Richtung Mohriner Allee. Das spricht dafür, dass sich die Raser kannten und es sich nicht um ein spontanes Rennen handelte. Die Nummernschilder des BMW waren gestohlen, der Halter des Mercedes konnte auch keine hilfreichen Angaben zum Fahrer seines Wagens machen.

Die Polizei geht aber davon aus, dass sich wichtige Zeugen des Unfalls noch nicht bei der Polizei gemeldet haben. Hinweise nimmt der Verkehrsermittlungsdienst der Polizeidirektion 5 in Kreuzberg unter 4664- 572 800 oder in jeder Polizeidienststelle entgegen.

Immer wieder werden Unbeteiligte in Unfälle durch Raser verwickelt

Solche Meldungen über Raser und sogenannte Profilierungsfahrer häuften sich zuletzt. Diese rasen mit teuren oder aufgemotzten Sportwagen lebensmüde durch die Stadt und glauben, anderen Verkehrsteilnehmern imponieren zu können. Besonders im Gebiet um die Tauentzienstraße und den Kurfürstendamm in der City West war es in der Vergangenheit deshalb wiederholt zu Unfällen gekommen, bei denen auch Unbeteiligte ums Leben kamen.

Der Zeugenaufruf kommt kurz vor dem Karfreitag genau zum Saisonauftakt vieler Auto-Fans. Denn der ist für viele Tuning-Begeisterte ein wichtiges Datum, in der Szene wird er "Car-Freitag" genannt. Der Begriff ist angelehnt an das englische Wort für „Auto“. Die Vorfreude auf den Tag kann man in einschlägigen Internetforen und bei Facebook schon gut verfolgen. Zwar sehen manche der aufgetunten Autos denen ähnlich, die immer wieder in die gefährlichen Profilierungsfahrten verwickelt sind, doch unterscheidet die Polizei zwischen beiden sehr deutlich. Auch Mitglieder der Tuning-Szene grenzen sich immer wieder öffentlich von den Raser-Fahrten ab. Trotzdem wird die Polizei den Karfreitag besonders genau im Blick haben.

"Die Tuning-Fans werden in der Stadt nicht allein unterwegs sein“, kündigte ein Sprecher der Polizei an. Sowohl uniformierte als auch zivile Streifen seien geplant. "Wir haben die Veranstaltungen seit mehreren Jahren im Blick und kennen auch die einschlägigen Treffpunkte. Wir stellen aber auch fest, dass die Resonanz in den letzten Jahren nachgelassen hat." Neben der B1 in Mahlsdorf und dem Gebiet um den Großen Stern erwartet die Polizei vor allem im Spandauer Gebiet diverse Auto-Treffen.

Für manche Autoliebhaber kommt der Saisonauftakt eine Woche zu früh

Bei den Kontrollen wird die Polizei vor allem darauf achten, ob die Veränderungen am Fahrzeug zulässig und ordnungsgemäß in den Papieren eingetragen sind. Immer wieder fallen Fahrzeuge den Beamten ins Visier, weil etwa Sportlenkräder, Beleuchtung oder Motorteile nicht der Straßenverkehrsordnung entsprechend eingebaut oder verändert wurden.

Für manche Autoliebhaber dürfte der Saisonauftakt in diesem Jahr ohnehin erst eine Woche später beginnen. Denn in diesem Jahr fällt der Karfreitag auf den 25. März. Für manchen Fahrer ist das denkbar ungünstig. Denn wer sein Auto liebt, der schiebt zwar nicht, aber fährt wenigstens mit einem Saisonkennzeichen. Dann bleibt das Vehikel während der kalten Jahreszeit in der Garage, um es vor Schnee, Matsch und aggressivem Streusalz zu schützen.

Nur: So ein Saisonkennzeichen ist meist gültig von April bis Oktober, wenn der Halter nichts anderes angegeben hat. Am Karfreitag dürfen manche Autos also noch gar nicht bewegt werden. Deshalb beginnt beispielsweise die Saison für den Tuningtreff an der B1 offiziell erst eine Woche später am 1. April. Dann sollen sich, so ein Veranstalter, alle Tuning-Begeisterten um 18 Uhr zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule zur gemeinsamen Fahrt durch die Stadt einfinden. Das war schon in den vergangenen Jahren ein zentraler Treffpunkt am Karfreitag.

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