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Berlin: Babyklappenmord: Klinik-Personal soll zum DNA-Test

Kriminalpolizei vermutet, dass eine der beiden gesuchten Frauen im Zehlendorfer Krankenhaus Waldfriede arbeitet

Von Jörn Hasselmann

Nach zwei Monaten hat die Kripo im Babyklappenmord eine heiße Spur. Alle 450 Beschäftigten des Krankenhauses Waldfriede wurden jetzt aufgefordert, „auf freiwilliger Basis“ eine Speichelprobe abzugeben. Die Ermittlungsgruppe „Babyklappe“ vermutet, dass „die Täterin/-nen über einen engen Bezug zum Krankenhaus verfügen“ – in Waldfriede war der erstochene Säugling abgegeben worden. Es könne nicht ausgeschlossen werden, „dass die Mutter des getöteten Kindes oder eine Angehörige in der Klinik beschäftigt ist oder war“, heißt es in dem Schreiben weiter, dass alle Beschäftigten jetzt erhielten.

Mit dem DNA-Vergleich hofft die Kripo, den mysteriösen Fall doch noch aufzuklären. Wie berichtet, hatten zwei Frauen am Montag, dem 8. Juli, um 13.20 Uhr den Säugling in der Babyklappe abgelegt. Der ein bis zwei Tage alte Junge war zuvor mit 15 Stichen in den Oberkörper getötet worden. Mitte August wurden dann die Phantombilder zweier Frauen veröffentlicht – und dennoch „tröpfeln die Hinweise nur auf niedrigem Niveau“, sagt Inspektionsleiter Oliver Knecht.

Nach den bisherigen Ermittlungen soll die Jüngere mit dem Säugling in der U-Bahn nach Zehlendorf gefahren sein. Gesehen wurde die etwa 20- bis 25-Jährige mit der in ein helles Tuch gewickelten Leiche um 10 Uhr im Bahnhof Wittenbergplatz. Das Bündel hatte sie zwar im Arm – aber nicht so wie eine Mutter ihr Kind trägt, sondern „vom Körper weg“ gehalten, beschrieben Zeugen. Um 12.30 Uhr sahen andere Zeugen die Frau vor der U-Bahn-Station Krumme Lanke – gegenüber der Klinik. Dort habe sie offensichtlich auf jemanden gewartet – die Ermittler glauben: auf die ältere Frau, die in der Klinik arbeiten könnte. Wieso zwischen diesen Beobachtungen zweieinhalb Stunden liegen, wissen die Ermittler nicht. Möglicherweise habe die Ältere erst nach 13 Uhr Zeit gehabt, sagte Chefermittlerin Gina Graichen. Gemeinsam brachten sie das Kind in einen Karton verpackt auf einem Transportwagen zur Babyklappe. Ob die beiden Frauen verwandt oder bekannt sind, wissen die Ermittler nicht. Deshalb wurde das Personal nicht nur zu einer DNA-Probe aufgefordert, sondern auch zur Anfertigung von Fotos. Beide Frauen sollen südosteuropäischer Herkunft sein, es könnte sich um Mutter und Tochter handeln. Mit einer DNA-Probe kann auch die Verwandtschaft zwischen Großmutter und Enkel nachgewiesen werden, sagte Gina Graichen – allerdings sei die Analyse komplizierter. In diesem Fall arbeitet die Kripo nun mit den Berliner Universitäten zusammen. In Zusammenarbeit mit den Unis soll nun die Masse von 450 DNA-Proben untersucht werden. Auch die männlichen Beschäftigten müssen eine Speichelprobe abgeben – es könnte ja sein, dass der Vater des Kindes oder ein männlicher Verwandter dort arbeiten.

Von Beginn an war die Tat rätselhaft. Wieso wird ein Säugling erst mit vielen Stichen getötet, um ihn dann sorgfältig anzuziehen und unter extrem hohem Entdeckungsrisiko durch die Stadt und über ein Klinikgrundstück zu tragen? So umreißt Kriminaldirektor Knecht den Fall. Zu helfen war dem blutüberströmten Baby nicht mehr – es war auch für Laien eindeutig tot.

Die Phantombilder im Internet:

www.berlin.de/polizei/Presse/archiv/

07542/index.html

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