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Bei einer Behörde in Bad Belzig klingelt ständig das Telefon.

© dpa

Bad Belzig: Telefonterror gegen Landratsamt

Bei einer Behörde in Bad Belzig klingelt ständig das Telefon. Den Stecker ziehen dürfen die Beamten aber nicht. Seit eineinhalb Jahren ermittelt die Polizei wegen "Nachstellung" gegen Unbekannt.

Es klingelt und klingelt, doch wenn jemand abhebt, herrscht am anderen Ende der Leitung nur Stille. Was sich nach einem harmlosen Telefonscherz anhört, ist für das Landratsamt Bad Belzig in Potsdam-Mittelmark kein Scherz mehr. Dort stehen seit anderthalb Jahren die Telefone nicht mehr still. Ein Unbekannter hat es auf die Behörde abgesehen, die Kriminalpolizei ermittelt seit mehr als einem Jahr wegen „Nachstellung“. Inzwischen befasst sich auch die Staatsanwaltschaft Potsdam mit dem Fall.

„Alles fing im August 2012 an. Im Minutentakt klingelte das Telefon einer Mitarbeiterin aus dem Sozialamt. Gesagt hat der Anrufer nie etwas, seine Nummer war immer unterdrückt“, sagt ein Mitarbeiter des Amts. Er will anonym bleiben, weil er Angst vor Angriffen hat. Doch damit nicht genug: Der Sozialamtsmitarbeiterin wurden ständig Warenpäckchen geschickt, die sie nie bestellt hatte. Man habe daraufhin sofort die Polizei eingeschaltet, heißt es aus dem Amt. Und der Unbekannte hat es auch auf andere Abteilungen abgesehen. Im Frühjahr 2013 wurden verschiedene Internetseiten des Amtes Ziel von Attacken. Durch zahllose Anmeldungen und Kommentare wurden die Online-Auftritte der Bauauskunft und des „Geoportals“ lahmgelegt. Der Täter war dabei immer mit verdeckter IP-Adresse am Werk.

„Es ist klar, dass es darum ging, unserem Amt zu schaden“, sagt der Mitarbeiter. Durch Angriffe auf die Telefonzentrale war im Januar zusätzlich die externe Leitung zeitweise blockiert. Auch der Landrat von Bad Belzig, Wolfgang Blasig (SPD), ist von dem Telefonterror betroffen: „Sein Telefon klingelte ständig, einfach abschalten können wir es ja aber nicht“, sagt der Beamte. Schließlich müsse der Landrat für echte Anrufer erreichbar bleiben. In einem Bekennerschreiben sind die verschiedenen Angriffe gegen die Internetseiten des Amtes aufgelistet. Der Verfasser schreibt außerdem, dass sich die „Aktion“ gegen „Korruption der Abteilung Soziales und Wohnen“ richte. Diese Vorwürfe seien haltlos, erklärt dazu der Vertreter des Amts.

Clara Billen

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