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Schwimmende Bloggerin. Bianca Tchinda im Pool.

©  Privat

Bäderbetriebe Berlin: „Man sieht vor lauter Köpfen das Wasser nicht mehr“

Schwimmerin und Bloggerin Bianca Tchinda sieht die Bäderbilanz kritisch. Sie möchte mit ihrem Bäder-Verband konkrete Lösungen für die Überfüllungsprobleme finden.

Über die aktuelle Hitzewelle in Berlin kann sich Bianca Tchinda nicht so recht freuen. Vergangenen Sommer habe sie an vielen kalten, nassen Tagen allein ihre Runden in den Freibädern drehen können, erzählt die die passionierte Schwimmerin. Schwimmfans kennen sie von ihrer Website und von Twitter, wo ihr unter SchwimmBlog knapp 1000 Menschen folgen. So viel Platz wie sonst ist ihr in diesem Jahr nicht vergönnt. Im Gegenteil: „Man sieht vor lauter Köpfen das Wasser nicht mehr.“ Doch der Situation kann die 54-Jährige auch Positives abgewinnen: „Ich finde es toll, wie die Bäder momentan von den Leuten angenommen werden.“

Umso mehr ärgert es Tchinda, dass die Berliner Bäderbetriebe den motivierten Schwimmern oftmals einen Strich durch die Rechnung mache. Sie nennt mangelhafte Kommunikation mit der Öffentlichkeit ebenso wie lange Schlangen an den Kassen und zu kurze Öffnungszeiten. „Berufstätige haben vor oder nach ihrer Arbeit doch kaum eine Chance, es ins Bad zu schaffen“, klagt sie.

Freibad-Lage nicht so positiv

Bäderchef Andreas Scholz-Fleischmann habe die Situation der Berliner Bäder im Interview mit dem Tagesspiegel am Mittwoch zu positiv dargestellt. Das kann Tchinda nicht nachvollziehen. „Man muss doch mal Selbstkritik üben“, fordert sie. Zwar habe sie für die Probleme Verständnis, die aus dem von Scholz-Fleischmann angesprochenen Personalmangel resultieren. Ihrer Meinung nach sei es auch richtig, mit Blick auf die Wasserqualität oder bei Überfüllung, die Kassen dicht zu machen und niemanden mehr reinzulassen. „Da geht die Sicherheit vor“, stimmt Tchinda zu, die zu Beginn des Jahres selbst von einem Badegast im Wasser übersehen wurde und dabei einen schweren Bandscheibenschaden erlitt.

Doch die Maßnahmen müssten auch entsprechend kommuniziert werden, fordert die Mariendorferin. „Wenn die Leute nicht erfahren, warum ein Bad geschlossen wird und sie nach zwei Stunden Warterei in der Hitze ohne Erklärung nach Hause geschickt werden, kommt es natürlich zu Tumulten.“

Trägheit der Bäderbetriebe

Deshalb wünscht sich Tchinda mehr Einsatz von Scholz-Fleischmann. Sie hat dem Bäder-Chef bereits im Gespräch Lösungsvorschläge präsentiert – durchaus auch unkonventioneller Art: Mit ihrem „Verband der Berliner Bäderbesucher“, der sich als Lobby aller Schwimmer in Berlin versteht, würde sie gerne den Twitter-Account der Bädergesellschaft übernehmen. Auch habe der Verband angeboten, im Sommer leerstehende Hallenbäder auf eigene Kosten zu öffnen – bislang ohne Resonanz, sagt sie.

Sie wolle für konkrete Probleme Lösungen finden, sagt Tchinda. Von Seiten der Bäderbetriebe höre sie „immer nur Gründe, warum etwas nicht geht.“ Wie wohl vielen anderen Badegästen fällt es Tchinda schwer, die – in ihren Augen – offensichtliche Trägheit der Bäderbetriebe nachzuvollziehen.

Zumindest ihren Plan, jeden Sommer in jedem Berliner Freibad einmal zu schwimmen, hat Bianca Tchinda dieses Jahr schon fast erfüllt. Lediglich das Kombibad Spandau-Süd fehle noch.

Milena Fritzsche

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