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Berlin: Bärendemo gegen das Sozialticket

Mit Luftballons, Flugblättern, Musik und Bärenkostümen wurde gestern gegen die Erhöhung der BVGFahrpreise zum 1.August protestiert.

Mit Luftballons, Flugblättern, Musik und Bärenkostümen wurde gestern gegen die Erhöhung der BVGFahrpreise zum 1.August protestiert. Initiatoren des Aktionsbündnisses „Ich nehm’ Dich mit“ waren unter anderem der DGB und das Diakonische Werk. Vor den Bahnhöfen Wittenbergplatz, Leopoldplatz und Warschauer Straße kritisierten zahlreiche Arbeitslose vor allem die Verteuerung des Sozialtickets von 32 auf 33,50 Euro. Sie wiesen darauf hin, dass auch das teuere Sozialticket für 2006 noch nicht gesichert ist.

Die Protest-Initiative forderte Besitzer von Jahres(Umwelt-)karten auf, alle Möglichkeiten dieses Tickets zu nutzen. Danach dürften, wie bisher, täglich ab 20 Uhr ein Erwachsener und drei Kinder mitgenommen werden. Mit einem Anstecker könne man als Alleinfahrender Leuten ohne Geld signalisieren mitzufahren.

Rund 95000 Inhaber von Sozialtickets bekommen nach Ansicht der Initiative die Verteuerung besonders zu spüren. „Ich kann mir eigentlich nur jeden zweiten Monat eine Fahrkarte leisten“, rechnete die 52-jährige Martina Saebelfeld Pasanten am Wittenbergplatz vor. Sie bekommt 345 Euro Arbeitslosengeld II. Darin sind „Mobiliätskosten“ von 19,20 Euro im Monat. „Ich soll bei der Jobsuche flexibel sein, dazu brauche ich Busse und Bahnen. Ich wohne in Marzahn.“

Kai Lindemann vom Arbeitskreis Sozialticket erinnerte daran, dass vor einem Jahr 44000 Unterschriften gesammelt wurden, um das Sozialticket 2005 wieder einzuführen. Man habe auch überlegt, gegen die drastische Verteuerung des Firmentickets zu protestieren. Aber hier handele es sich um eine andere Klientel. So beschränkte sich der Protest vor den Bahnhöfen auf das nach Ansicht der Betroffenen „katastrophal teure“ Sozialticket. Es kostet etwa halb so viel wie die Umweltkarte. Über die öffentlich subventionierte Fahrkarte muss mit dem Senat jedes Jahr neu verhandelt werden. Die BVG teilte gestern mit, für 2006 sei „noch nichts klar“, ein Gutachten über erwartete Defizite stünde noch aus, dann könne es neue Verhandlungen geben.

Am Wittenbergplatz hatten sich Frank Steger vom Arbeitslosenzentrum und seine Tochter Vera postiert. Sie verteilten Flugblätter und Buttons mit der Aufschrift „Ich nehm’ Dich mit“. Gut die Hälfte der Passanten ließ sich beschenken. Die andere Hälfte wurde erst gar nicht angesprochen. Ganz offenkundig war fast jeder zweite Vorbeikommende zu dieser Mittagszeit ein Tourist.C. v. L.

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