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Bahnhofsdach: Neue Diskussion über kurz oder lang

Das Dach des Hauptbahnhofs wurde nicht so lag gebaut, wie ursprünglich vom Architekten geplant. Die aufwendig produzierten Träger und Scheiben lagern seitdem am Ostbahnhof. Nun geht der Streit ums Bahnhof-Dach weiter.

Nur kurz währte die Freude der Befürworter eines langen Daches am Hauptbahnhof. Die „Bild“-Zeitung hatte gestern den neuen Bahnhofsmanager Thomas Hesse sagen lassen, die Bahn prüfe, ob es möglich sei, das Dach nachträglich auf seine ursprünglich vorgesehene Länge zu bringen. Kurz danach dementierte die Bahn: „Wir prüfen beim Dach gar nichts“, sagte eine Sprecherin. Sie verwies auf das Bundesverkehrsministerium, das vom Bundestag einen solchen Prüfauftrag erhalten hat. Die Arbeiten daran sind aber noch nicht abgeschlossen. Die Bahn „begleite“ diese Untersuchungen lediglich im Hinblick auf die technischen Voraussetzungen.

Das von Bahnchef Hartmut Mehdorn veranlasste Kürzen des Daches um rund 100 Meter auf 321 Meter hatte im Frühjahr gleich mehrere Ausschüsse des Bundestages beschäftigt und zu dem Prüfauftrag an das Verkehrsministerium geführt. Dort kam man nicht schnell voran, weil ein Gutachter andere Aufträge hatte. Das Ergebnis soll aber bis zum Ende des Jahres vorliegen, sagte ein Sprecher.

Mehdorn hatte das Dach kappen lassen, damit der Prestigebau rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 eröffnet werden konnte. Dabei waren alle erforderlichen Teile für das vom Architekturbüro gmp (Gerkan, Marg und Partner) konzipierte 430 Meter lange Dach bereits hergestellt. Die aufwendig produzierten Träger und Scheiben lagern jetzt nutzlos am Ostbahnhof.

Im Haushaltsausschuss des Bundestags hatte Mehdorn argumentiert, es sei nicht möglich, das Dach zu „vernünftigen wirtschaftlichen Bedingungen“ zu verlängern. Architekt Meinhard von Gerkan hält dies dagegen für möglich. Strittig unter Experten ist, ob der Zugverkehr aus Sicherheitsgründen dann vorübergehend eingestellt werden müsste.

Weil das Dach nicht mehr über den gesamten Bahnsteig reicht, müssen bei einem langen ICE ausgerechnet die Fahrgäste der 1. Klasse den Zug ungeschützt verlassen und werden bei Regen oder bald vielleicht auch wieder bei Schnee nass. Vorübergehend hatte man bei der Bahn sogar erwogen, die Premiumfahrgäste von Mitarbeitern unter einem Regenschirm abholen zu lassen.

Überdies droht der Bahn weiterhin ein anderer kostspieliger Umbau am Hauptbahnhof. Ob sie die ebenfalls eigenmächtig eingebaute Flachdecke im Untergeschoss gegen eine Gewölbeform austauschen muss, wird ein Gericht entscheiden. In erster Instanz hatte der Architekt von Gerkan seine Klage gewonnen.

Trotzdem kann der Hauptbahnhof „bester deutscher Großstadtbahnhof“ werden. Im Wettbewerb der „Allianz pro Schiene“ für 2007 konkurriert er mit Aachen, Bremen, Gera und Leipzig.

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