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Berlin: Bald keine Schülerferien mehr auf Schwanenwerder?

Tempelhof-Schöneberg erwägt Aus für Heim

Gejuchze auf den Wiesen, Geplansche an der Havel und kein Sommertag ohne Kindergruppen, die zum nahen Strandbad Wannsee ziehen: Das Schullandheim des Bezirks Tempelhof-Schöneberg am Nordufer von Schwanenwerder gehört seit den ersten Nachkriegsjahren zum Bild der Insel. Doch nun sind seine Tage möglicherweise gezählt. Jugendstadträtin Angelika Schöttler (SPD) lässt prüfen, ob sich der Bezirk die in einer Vorkriegsvilla untergebrachte Naherholungsstätte für Kita- und Klassenfahrten „weiter leisten kann.“ Ein Defizit von 260 000 Euro im Jahr muss sie dafür ausgleichen. Wird die Stätte geschlossen, wäre dies kein Einzelfall in Berlin. Auch andere Bezirke wie Pankow oder Steglitz-Zehlendorf haben in den vergangenen Jahren traditionsreiche Schullandheime aufgegeben.

Ohnehin sind solche Freizeiteinrichtungen in kommunaler Trägerschaft seit der Wende aus der Mode gekommen. Zur Mauerzeit hatten West-Berliner Schulen wenig Auswahl: Es gab nur einige Heime am Wannsee und bezirkseigene Freizeitstätten in Westdeutschland, damit die Kinder der Inselstadt auch mal in die Ferne reisen konnten. Seit dem Mauerfall kamen aber im Umland Einrichtungen von privaten oder gemeinnützigen Trägern wie der Kirche hinzu, die Konkurrenz wuchs – und die Lehrer können seit den 90er Jahren auch frei entscheiden, ob sie am Ponyhof im Fläming, auf Schwanenwerder oder im privaten Kinderland am Werbellinsee buchen.

Bezirkseigene Heime waren folglich weniger ausgelastet, zugleich kündigten sich teure Sanierungen an. Deshalb gab Pankow 2004 zwei Heime am Wandlitzsee auf und Steglitz eine Stätte an der Ostsee. Jeweils ein Heim behielten die beiden Bezirke allerdings in eigener Trägerschaft, „vor allem, um bedürftigen Kindern besonders günstige Angebote machen zu können“, so die Steglitzer Jugendstadträtin Anke Otto (Grüne).

Ähnliches wird gegen den Protest der CDU auch in Tempelhof- Schöneberg erwogen. Neben Schwanenwerder hat der Bezirk ein weiteres Heim am Sandwerder in Wannsee. Beide zusammen benötigen einen Jahreszuschuss von 500 000 Euro. „Dieses Geld“, sagt Schöttler, „geht unseren Jugendclubs verloren.“ Würde das besonders defizitäre Heim auf Schwanenwerder geschlossen, könnte man dessen Grundstück teuer verkaufen. „Und das Heim am Sandwerder“, meint Schöttler, „effizienter betreiben.“ CS

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