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Berlin: Bange Blicke in Richtung türkische Heimat

BERLIN .Die Serie von Bombenanschlägen der PKK in der Türkei hat auch in Berlin zu Beunruhigung geführt.

BERLIN .Die Serie von Bombenanschlägen der PKK in der Türkei hat auch in Berlin zu Beunruhigung geführt.Die bisherigen Sicherheitsvorkehrungen wurden zwar nicht verschärft, aber mit einer baldigen Entwarnung sei nicht zu rechnen, heißt es bei der Polizei: "Wir fahren auf hohem Niveau".Ob neben dem türkischen Generalkonsulat oder dem Fernsehsender TD1 nun zusätzlich private Unternehmen geschützt werden, ließ die Polizei offen.Während Reisebüros bislang kaum über Stornierungen ihrer türkischen Kundschaft berichten, erwägt das Reiseunternehmen TUI, Umbuchungen für den Osterurlaub anzubieten.

Die Innenverwaltung will den Schutz gefährdeter Einrichtungen mindestens bis nach der Verurteilung von PKK-Chef Öcalan aufrechterhalten.Die Polizei habe bereits frühzeitig die Möglichkeit von PKK-Anschlägen in der Türkei in ihre Lagebeurteilungen einbezogen, hieß es.Andererseits gebe es auch nachrichtendienstliche Erkenntnisse, daß die PKK außerhalb der Türkei keine Aktionen plane: "Es gibt Gründe, anzunehmen, daß die Gastländer nicht weiter strapaziert werden sollen", formulierte es ein Sicherheitsexperte gestern.

Deutlich besorgt zeigt sich Europas größter Reiseveranstalter TUI.Die Anschläge schafften eine neue Lage, meint Unternehmenssprecher Bernd Riemele.Heute will TUI bekanntgeben, welche Konsequenzen es ziehen will.Eine der Optionen wäre, besorgten Urlaubern kostenlose Umbuchungen anzubieten.

In der Polizeidirektion 5, die für Kreuzberg und Neukölln zuständig ist und damit den Großteil der in Berlin lebenden Türken zu ihren Bewohnern zählt, ist es relativ ruhig.Es seien kaum Anrufe von verunsicherten türkischen Händlern eingegangen.Dafür werden zahlreiche türkische und jüdische Einrichtungen bewacht; darunter ist neben dem türkischen Friedhof am Columbiadamm auch die Synagoge am Fränkelufer das jüdische Museum an der Lindenstraße und das Willy-Brandt-Haus.Aber auch die Amerika-Gedenk-Bibliothek am Blücherplatz wird von der Polizei überwacht.

Im Bereich des türkischen Generalkonsulats an der Johann-Georg-Straße in Wilmersdorf wurden die Absperrmaßnahmen sogar leicht gelockert.In den vergangenen Wochen war ein Teil des Kurfürstendammes gesperrt worden.Dieser Teil wurde vergangenene Woche wieder freigegeben.

Noch immer gleicht der türkische Fernsehsender TD 1 an der Pankstraße in Wedding einer Festung.Stacheldraht und Absperrgittern riegeln das Gebäude ab.Aus Sicherheitsgründen war sogar zeitweise eine Fahrbahn der Pankstraße gesperrt worden.Die Residenz des türkischen Generalkonsuls an der Kirschenallee in Westend ist ebenfalls besonders geschützt.Bisher war sogar die Kirschenallee gesperrt, allerdings ist diese seit einiger Zeit wieder befahrbar.

Neben diesen Objekten, deren hohe Sicherheitstufenschon von weitem am betriebenen Aufwand erkennbar ist, gibt es die, um die sich die Polizei weniger auffällig kümmert, durch sogenannten Raumschutz.Dabei fahren Streifenwagen ein Geschäft oder ein Haus in unregelmäßigen Turnus an.

Touristen warten vor Stornierung ihrer Türkeireise offenbar ab

Viele Berliner Türken wollen zum Opferfest in die ferne Heimat

BERLIN (wik).Buchen oder stornieren - vor dieser Entscheidung stehen die Türkei-Reisenden nach der Anschlagserie und den PKK-Drohungen.Die meisten Türkei-Urlauber warten offenbar ab.Derzeit ist die Türkei nicht nur von deutschen Oster-Reisenden gefragt, sondern auch von vielen Berliner Türken.Sie wollen das sogenannte Opferfest in der Heimat verbringen, das Ende März stattfindet.Nach Angaben der Reisebüros haben bisher nur wenige Urlauber von ihren Reiseabsichten abgelassen."Nein, wir hatten noch keine Stornierungen", sagte gestern Petra Knoche vom Reisebüro "Sindbad"."Bisher nichts, weder Nachfragen noch Rücktritte", betonte Reisekauffrau Schaumann vom Reisebüro "Petit"."Bei uns war bisher noch nichts", sagt auch Klaus Stark von TürkTur."Wir werden weiter Flüge in die Türkei verkaufen." Kurzfristige Auswirkungen will er aber nicht ausschließen.Seiner Meinung nach hat sich an der Sicherheitslage in den großen Touristikzentren durch die PKK-Drohungen nichts geändert.Weitaus besorgter sieht ein Mitarbeiter der Reisebürokette Onur die Lage."Die Deutschen kommen nicht mehr hierher", so der Reisekaufmann.Es habe bereits Stornierungen gegeben.Ebenfalls besorgt ist Reiseveranstalter Tui.Die Anschläge würden eine neue Lage schaffen, meinte der Unternehmenssprecher Bernd Riemele.Unternehmen wie Neckermann, Öger Tours, ITS und LTU haben angekündigt, daß alle bis April gebuchten Türkeireisen kostenlos storniert werden können.Das Gedächnis der Touristen ist aber kurz: Nachdem Terroristen Ende 1997 in Luxor ein Massaker veranstalteten, sackte Ägypten in der Urlaubergunst rapide ab, boomt aber laut Riemele seit dem Winter 1998 wieder.

Türkische Gemeinde: Ruhe bewahren

BERLIN (suz).Im türkischen Reisebüro im Schöneberger Teil der Potsdamer Straße liegt die heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Sabah".Das Foto von dem Brandanschlag von Samstag füllt die ganze Seite aus.Dennoch holt gerade ein Ehepaar aus Erzincan die Flugtickets in die Türkei ab."Wenn was passieren soll, können wir das sowieso nichts ändern," sagen sie, obwohl ihnen die Ereignisse in der Türkei vor allem durch die türkischen Medien immer präsent sind."Was auch immer dort geschieht, die Menschen hier sind natürlich emotional davon betroffen," sagt Kenan Kolat vom Türkischen Bund Berlin-Brandenburg.Dennoch rät er vor übertriebener Vorsicht in Berlin ab."Natürlich kann ich nicht für jeden Türken sprechen, aber uns ist keine negative Atmosphäre aufgefallen," sagt er."Man sollte vorsichtig sein, aber nicht in übertriebenem Maße," meint auch Sabri Adak von der Türkischen Gemeinde in Kreuzberg.Ein Streifenwagen würde regelmäßig seine Runden drehen.Er habe bei seinen Gemeindemitgliedern bisher keine Unruhe oder Angst gespürt.

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