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Riesenrad

© promo

Bau-Projekt: Das Riesenrad ist "so gut wie sicher"

Noch nicht gebaut, aber schon eine Attraktion: Das Riesenrad am Zoo ist Anziehungspunkt auf der Immobilienmesse in München.

Er ist guter Stimmung, aber nicht gut bei Stimme. Ephraim Gothe hat sich am Dienstagmittag fast schon heiser geredet, über diverse Berliner Bauprojekte. „Ein Hingucker, ein besonderes Bauwerk“, sagt er zum geplanten Riesenrad am Zoo. Der SPD-Baustadtrat von Mitte stellt das Projekt mit dem Investor Michael Waiser von der Great Wheel Berlin GmbH vor.

Das Publikum staunt, in München. Das Riesenrad, auf Simulationen in allen möglichen Perspektiven gezeigt, ist einer der Anziehungspunkte auf dem Stand von Berlin und Brandenburg bei der Immobilienmesse Expo Real. Noch ist es eine Vision, so wie das komplette „Mediaspree“- Projekt am Osthafen oder das künftige Viertel am Hauptbahnhof. Aber das Riesenrad fasziniert Besucher besonders, als vielversprechende Attraktion. Darüber lässt sich viel reden und schwärmen.

Fragen Skeptiker nach, ob in Berlin wirklich bald für rund 120 Millionen Euro das große Rad gedreht wird, ist der Stadtrat voller Zuversicht. Der Riesenrad-Bebauungsplan sei „mit großem Ehrgeiz“ fertiggestellt, der Stadtplanungsausschuss habe schon mit großer Mehrheit das Projekt genehmigt, und nun müsse noch die Bezirksverordneten-Versammlung (BVV) zustimmen. Das aber sei „so gut wie sicher“. Gothe rechnet damit, dass der Bezirk am 19. Oktober, unmittelbar nach der BVV-Sitzung, die Baugenehmigung für das 185 Meter hohe Bauwerk erteilt, Europas höchstes Riesenrad.

Dass gleichzeitig auch die Baugenehmigung für den neuen Wirtschaftshof des Zoos erteilt werden soll, ist bei der Immobilienmesse eher eine Marginalie. Der Zoo musste für das Projekt einen Großteil seines alten Wirtschaftsgeländes an der Hertzallee aufgegeben, dafür wird er zur Hälfte am Grundstückserlös beteiligt, den das Land Berlin erzielt hat. Der Zoo kann so seinen geplanten Neubau auf der Nordfläche des alten Geländes bezahlen. Mit dem Baubeginn des Riesenrades kann im nächsten Jahr gerechnet werden, fertig soll es Ende 2009 sein. Zu seinen Füßen könnte es einen kleineren Busparkplatz mit 17 Stellflächen geben, nicht so groß, wie zunächst vom Investor gewünscht, der gern Autostellflächen in einer Tiefgarage unterm Hardenbergplatz reservieren würde. Aber die steht nicht in Aussicht, das Verkehrskonzept des Senats geht davon aus, dass die überwiegende Zahl der Besucher – von zwei Millionen im Jahr ist die Rede – mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist. Gothe spricht von einem „ausgeklügelten Konzept“ für an- und abfahrende Busse.

Im Juni hatte der Senat den Weg für die Riesenrad-Planung geebnet und betont, dass die städtebauliche Entwicklung des Umfeldes mit dem Riesenrad in Einklang gebracht werden kann. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte mehrfach erklärt, der City- West rund um Zoo mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Über praktische Auswirkungen ist – vom Votum für das Riesenrad abgesehen – noch nichts bekannt. Stefan Heerde vom Maklerunternehmen Engel & Völkers ist der Ansicht, das Aussichtsrad könnte im Westteil ein „neues Zeichen der Nachwendezeit“ sein. Ein Gegenpol zur neuen Mitte. Aber die unmittelbare Umgebung am Hardenbergplatz mit dem „großen Loch“ des ungebauten Zoofenster-Hochhauses und die unattraktive Nordseite des Breitscheidplatzes „tun noch am meisten weh“.

Das westliche Zentrum braucht zusätzliche Anreize, da sind sich Immobilienexperten einig. Der Einzelhandel läuft gut, gerade am Kurfürstendamm gibt es rege Nachfrage, besonders im Luxusbereich. In Seitenstraßen stehen aber auch Läden leer, und mit der Bürovermietung steht es nach Auskunft eines anderen Berliner Immobilienexperten auf der Expo Real nicht zum Besten. Die West-City, meint er, sei architektonisch in die Jahre gekommen, zeige die „Plattenbauten des Westens“. Da könne auch ein Riesenrad nur ein besserer Rummelplatz sein. Zur guten Stimmung auf der Messe passt diese Ansicht nicht so recht.

Christian van Lessen

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