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Berlin: Bauboom im Diplomatenviertel

Neue Gebäude für die Friedrich-Ebert-Stiftung und die griechische Botschaft werden 2007 begonnen. Weitere Projekte sind geplant

Im Diplomatenviertel in Tiergarten wird schon bald wieder gebaut. Die Friedrich- Ebert-Stiftung wird auf dem Grundstück neben der Bremer Landesvertretung an der Ecke Reichpietschufer und Hiroshimastraße in einen achtgeschossigen Neubau ziehen. Den Bau errichtet der Konzern Hochtief für die Stiftung, die zusätzliche Räume für die Verwaltung und ihre Veranstaltungen braucht.

Der Stiftung ist ihr Stammhaus der Berliner Niederlassung gegenüber der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen zu klein geworden. „Außerdem wollen wir die internationalen Kongresse, die jetzt noch in Bonn tagen, und die dafür nötigen Abteilungen nach Berlin holen“, sagt ein Sprecher der Stiftung. Der Bau nach den Entwürfen von Bernd Albers soll rund 6500 Quadratmeter groß werden und im Herbst beginnen. Die SPD- nahe Stiftung will 2009 einziehen. Über die Baukosten macht sie keine Angaben.

Mit der Entscheidung für den Neubau sind Überlegungen überholt, die Stiftung könnte das neben ihrem Stammhaus liegende Grundstück für ihre Erweiterung nutzen. Dieses Bauland gehört Portugal. Wann dort gebaut wird, ist noch völlig offen. Zwar gab es vor einigen Jahren einen Architekturwettbewerb, den ein portugiesisches Büro gewonnen hatte, aber die Pläne wurden nie umgesetzt.

Nach jahrelangen Verzögerungen steht aber nun der Baubeginn auf dem anderen Nachbargrundstück der Friedrich- Ebert-Stiftung an: Griechenland will noch in diesem Jahr beginnen, die letzte verbliebene Kriegsruine im Diplomatenviertel zu restaurieren und direkt nebenan einen Neubau zu errichten. Die Ruine, eine neoklassizistische Stadtvilla aus dem Jahr 1911, soll die repräsentativen Räume der Botschaft (an der Hiroshimastraße) beherbergen, sowie die Residenz des Botschafters (an der Hildebrandstraße). Der moderne Anbau ist für die Konsularabteilung der Botschaft vorgesehen. Auch Griechenland macht zu den Baukosten keine Angaben: „Die Planungen sind noch nicht ganz abgeschlossen“, sagt eine Sprecherin.

Absichten zu bauen, hat, wie berichtet, auch die Türkei. Sie startete unlängst einen Architektenwettbewerb, um auf dem Stammplatz der alten Botschaft des Osmanischen Reiches an der Ecke Tiergarten- und Hildebrandstraße die neue Botschaft zu errichten. Und auch in der Stauffenbergstraße tut sich etwas. Das südostasiatische Sultanat Brunei hat das gut 2000 Quadratmeter große Grundstück zwischen der österreichischen und der ägyptischen Botschaft gekauft.

Im kommenden Jahr beginnen die Bauarbeiten am sogenannten Diplomatenpark. Das verwilderte Areal zwischen der japanischen Botschaft und dem Canisius-Kolleg war einst als Erweiterung des Tiergartens geplant, soll nun allerdings durch den Liegenschaftsfonds des Landes Berlin als Bauland verkauft werden. Auf der Immobilienmesse im März in Cannes will der Fonds die Vermarktung starten und rechnet mit einer großen Nachfrage. Auf den beiden Baufeldern an der Tiergartenstraße sind Botschaften vorgesehen. Die Stichstraße, die der Senat 2008 errichten will, erschließt dann die Baugrundstücke, die für zehn luxuriöse Stadtvillen vorgesehen sind.

An anderen Stellen werden die Bauleute das Diplomatenviertel allerdings auch wieder räumen. Die Botschaft von Saudi-Arabien soll noch in diesem Jahr fertig werden. Das Kulturinstitut der Volksrepublik China an der Klingelhöferstraße steht kurz vor der Eröffnung.

Zum Diplomatenviertel wurde die Villengegend am südlichen Tiergarten am Ende des 19. Jahrhunderts: Spanien bezog 1898 die erste Gesandtschaft. 1930 waren es bereits 30 ausländische Vertretungen. Offiziell zum Diplomatenviertel wurde das Gebiet von Albert Speer erklärt, der im Zuge der faschistischen Ausbaupläne Berlins zur sogenannten Welthauptstadt Germania die ausländischen Vertretungen in dieser Gegend bündelte. Repräsentativste Bauten waren die italienische und die japanische Botschaft. Nach der Wende kehrten die Botschaften zurück – unter anderem das wieder unabhängig gewordene Estland . Es zog 2001 in die sanierte Kriegsruine neben der griechischen Botschaft ein. oew

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