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© ddp

Baupläne am Zoo: Das ganz große Rad wird nicht mehr gedreht

Das Riesenrad-Projekt am Zoo schrumpft um zehn Meter: Sonst würde es den Finanzrahmen von 120 Millionen Euro sprengen. Verkalkuliert hat sich der Investor auch mit der Eingangshalle.

Gefährdet sei das Bauvorhaben dadurch nicht, der verabredete Zeitraum könne vollständig eingehalten werden, versicherte gestern Manuela Damianakis von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Das Riesenrad, dessen Eröffnung frühestens Ende nächsten Jahres, eher 2010 erwartet wird, schrumpft vermutlich um zehn auf 175 Meter, auch die „Abflughalle“ wird abgespeckt. Nach Auskunft der Behörde ist wegen der Umplanungen ein neuer Bauantrag nötig.

Michael Waiser von der Great Berlin Wheel sprach von „ökonomischem Optimierungsprozess“, im Einvernehmen mit dem Senat und dem Bezirksamt Mitte.

In den letzten Wochen war es nach außen hin auffallend still um das Projekt geworden, hinter den Kulissen aber rumorte es: Der Investor hatte nach Abfragen bei Baufirmen neu kalkulieren müssen, weil sich vor allem die Kosten für das wellenförmige Abfertigungsgebäude mit 50 Millionen Euro fast verdoppelt hätten. Jetzt soll ein vergleichsweise preiswerter Baukörper mit „schwebendem Charakter“ errichtet werden, wie Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sagte. Wegen drastisch gestiegener Stahlpreise schrumpft offenbar auch das Riesenrad, wodurch sich mehrere Hundert Tonnen sparen lassen. Auch in einer kleineren Version wird das Bauwerk noch immer Europas höchstes Aussichtsrad sein.

Das neue Baukollegium unter der Leitung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hatte sich am Mittwoch gleich bei der ersten Sitzung mit dem Thema Aussichtsrad beschäftigt. Ephraim Gothe (SPD), bei der Sitzung anwesend, meinte, der ursprüngliche Entwurf wäre „sehr, sehr teuer geworden“. Der Investor habe nach Erfahrungen mit einem Riesenrad in Singapur vor allem die sogenannte Abflughalle optimiert, sie einfacher und preisgünstiger, aber durchaus raffiniert konzipiert. Baukollegium, Verwaltung und Investor hätten sich auf eine von drei vorgelegten Varianten geeinigt.

Auch Gothe betonte, der Zeitplan könne trotz eines nötigen neuen Bauantrags eingehalten werden. Bevor der Bau beginne, müssten erst die alten Wirtschaftsgebäude des Zoos abgerissen und eine Trafostation verlegt werden, die Baugrube ließe sich auch auf Grundlage der alten Baugenehmigung ausheben. Ende Oktober wird das Gelände des alten Wirtschaftshofes an der Jebensstraße und Hertzallee termingerecht vom Zoo aufgegeben und der Schlüssel an Michael Waiser überreicht. Bislang ist vage von einem Baubeginn Mitte November die Rede, der offizielle erste Spatenstich wurde immerhin schon im Dezember letzten Jahres gefeiert.

Michael Waiser spricht von „Modifikationen“ seines neuen Entwurfs, die sich nicht nur positiv auf die Baukosten, sondern auch auf die „Effizienz und Qualität“ auswirkten. Vom Riesenrad am Zoo versprechen sich er, die Bezirksämter von Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte, der Senat und die Tourismusbranche einen Aufwind für die City-West. Rund zwei Millionen Besucher werden jährlich erwartet – auch wenn ein so großes Rad wie ursprünglich geplant nicht mehr gedreht werden sollte.Christian van Lessen

Christian van Lessen

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