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Berlin: „Berlin ist echt“

Mit der B-in-Berlin geht dieses Wochenende die dritte große Modemesse der Hauptstadt an den Start. Berlins Zukunft als internationaler Modestandort

KarlHeinz Müller

ist Geschäftsführer der Bread and Butter Berlin. Die Bread and Butter wurde erstmals im Juli 2001 in Köln veranstaltet und zog im Januar 2003 nach Berlin.

Gerald Beck

ist Consultant der

Capital Fashion, einer Tochtergesellschaft der Messe Berlin, die eigens als Veranstalterin der Modemesse

B-in-Berlin gegründet wurde.

Die Berliner Modeszene entwickelt sich mit rasender Geschwindigkeit. Nur zwei Jahre ist es her, dass zum ersten Mal die Modemessen Bread and Butter Berlin (BBB) im alten Siemenskabelwerk Spandau und die Premium im U-Bahnschacht unter dem Potsdamer Platz veranstaltet wurden. Beim anstehenden fünften Modewochenende 21.1.-23.1. finden zum ersten Mal drei große Messen statt: Neu ist die B-in-Berlin in den Messehallen am Funkturm. Anders als bei BBB und Premium liegt hier der Schwerpunkt auf umsatzstarken Marken, darunter bekannte Namen wie Brax, Otto Kern oder Bugatti. Die Aussteller kommen aus den Beneluxstaaten, Skandinavien, England, Irland, Österreich, Italien, Spanien, der Türkei und Israel. Für Berlin bedeutet die B-in-Berlin eine wertvolle Ergänzung des Angebots an die Einkäufer aus dem In- und Ausland.

Bis Januar 2003 war die deutsche Hauptstadt für die internationale Modebranche unwichtig, seither kommen jede Saison mehrere Zehntausend Fachbesucher aus dem In- und Ausland, um Kollektionen modisch anspruchsvoller, innovativer Designer von Alteingesessenen wie Adidas oder Levi’s bis hin zu ganz jungen Labels wie den Berlinern Sisi Wasabi oder C. Neeon zu sichten.

Mittlerweile gibt es während des Modewochenendes auch eine Fülle kleinerer Veranstaltungen wie Euro Fashion Week, Fashion Lights, Berliner Klamotten oder die neue „Pariser Platz“, organisiert von Carole de Bona, die in Paris eine Plattform namens Vendôme19 leitet. Es kommen auch immer mehr so genannte Showrooms nach Berlin, wo Modefirmen oder Agenturen den Einkäufern während der Modemessen oder auch längerfristig Kollektionen vorführen, die dann vor Ort bestellt werden können.

Die BBB gilt als Lokomotive der bisherigen Entwicklung. Die Ankündigung der BBB, ihre internationale Veranstaltung ab Juli in wechselnden europäischen Städten (beginnend mit Barcelona) zu präsentieren und in Berlin nur mit einer kleineren, nationalen Messe zu bleiben, löste daher gemischte Reaktionen aus. Zum Auftakt des Modewochenendes haben wir die Organisatoren der drei Berliner Modemessen gefragt, wie sie die Zukunft der Modestadt Berlin einschätzen.

B-in-Berlin: Starke Marken

„Berlin ist als Modestandort in aller Munde; letzte Woche auf der Pitti Uomo war mehr von Berlin die Rede als vom eigenen Standort Florenz. Der Berlin-Hype hat überhaupt erst begonnen. Außerdem hören wir aus der Branche, dass man sich Kontinuität wünscht. Unserer Meinung nach unterschätzt die BBB mit ihren Plänen für Barcelona und Europa den Standortfaktor Berlin.

Was wir tun müssen, um Berlin langfristig als Modestadt zu etablieren, ist einerseits eine gute Mischung an Modemessen anzubieten. Es wird nie mehr so sein, dass eine riesige Messe alles abdeckt, deshalb ist es wichtig, an einem Ort verschiedene Angebote zu haben. Andererseits ist die Industrie gefragt, sich hier mit Showrooms anzusiedeln, die für eine ständige Präsenz der Modebranche sorgen. Beides passiert bereits.

Auf der B-in-Berlin präsentieren sich über 200 kommerzielle Marken, wir erwarten etwa 10 000 Besucher aus dem Einzelhandel. Wir finden umsatzstarke Marken überhaupt nicht langweilig – wenn Sie so wollen, sind unsere Aussteller die Erfolgreichsten im Modemarkt. Dazu kommen mit zehn bis 15 Designern und den Modeschulen auch Kreative.

Für die Endverbraucher können wir als Messe keine Angebote machen. Sicher wird es in Zukunft während des Modewochenendes Schauen geben, aber da sind Kaufhäuser und Einzelhändler gefragt. Dort hängen schließlich die Kollektionen, für die sich das Publikum aktuell interessieren soll.“

Premium: Exklusives Design

„Berlin ist echt, kein Hype. Uns geht es darum, das Geschäft nach Berlin zu holen, und das fängt jetzt erst an. Es besteht ein internationales Interesse daran, in Berlin eine Modewoche zu etablieren, daran wird von sehr vielen Seiten gearbeitet. Welche ihrer Pläne die BBB wirklich umsetzt, muss man abwarten. Sollte sie weggehen, werden wir uns um all die kümmern, die an Berlin glauben und hier bleiben wollen.

Langfristig braucht die Mode in Berlin das tägliche Geschäft. Showrooms ziehen her, wir haben mit der B-in-Berlin eine riesige kommerzielle Messe in vier Hallen bekommen – das hätte vor einem Jahr noch keiner für möglich gehalten! Es gibt während des Modewochenendes viele kleine, hippe Veranstaltungen – das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Dieses Mal zeigen wir zum ersten Mal die Premium Trend Show für Größen aus dem internationalen Handel und der Presse; die Resonanz im Vorfeld ist riesig. Die Premium spezialisiert sich auf sehr hochwertige, innovative, exklusive Mode und urbanes Design. Dazu kommt ein Lifestyle-Segment mit Künstlern und Fotografen, aufwändigen Bildbänden, trendigen Musikkompilationen, Düften und Home Accessories. Wir unterstützen auch junge Talente aus aller Welt und platzieren sie im Markt.

Für die nächste Saison planen wir das Projekt Premium Public, eine Ausstellung, die für alle zugänglich sein wird.“

Bread and Butter: Flexibilität

„Internationale Mode findet in Berlin bereits statt. Der Berlin-Hype wird nie vorbei sein; allerdings wird die Hauptstadt von außen anders wahrgenommen als im eigenen Land. Mittlerweile haben sich hier Showrooms und Dependancen internationaler Unternehmen niedergelassen. Dazu hat die BBB sicher beigetragen, doch es wäre vermessen, die Positionierung der Stadt und ihren Stellenwert in der Mode an einem privaten Veranstalter festzumachen. Die Etablierung liegt in der Verantwortlichkeit der Stadt.

Die ausgewählten Marken, die wir in Bereichen wie Streetcouture, Sportswear, Denim oder im gehobenen Segment präsentieren, stehen allesamt für eigenständiges Design. An diesem Wochenende werden 650 Labels und Marken ihre Winterkollektion 2005/06 zeigen, wir erwarten wieder etwa 30 000 Fachbesucher, davon rund 60 Prozent aus dem Ausland. Ich möchte betonen, dass unser Schritt, die BBB zu jeder Saison an einem anderen internationalen Ort stattfinden zu lassen, nichts damit zu tun hat, dass uns Berlin nicht genügt. Wir sind Privatunternehmer – unser einziges Anliegen muss der Erfolg unserer eigenen Veranstaltung sein. Der für uns logische Schritt ist, die BBB auf ein nächstes Level zu heben. Berlin bleibt weiterhin die einzige Stadt in Deutschland, die es mit Paris, London oder New York aufnehmen kann. Hier ist der ideale Standort für zeitgenössische Mode, da die Stadt den Geist dieser Kultur reflektiert.“

Aufgezeichnet von Susanna Nieder und Grit Thönnissen.

Anita Bachelin

ist zusammen mit

Norbert Tillmann

Geschäftsführerin des Messeunternehmens Premium Exhibitions. Unter diesem Dach finden mehrere Messen im Jahr statt.

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