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Eiskalt. Der Schnee auf den Berliner Flughäfen ist wieder getaut – aber in der Kälte in großer Höhe können sich dennoch Eisbrocken an einem Flugzeug bilden, etwa wenn das Ablassventil der Bordtoilette defekt ist. Foto: Kay Nietfeld/dpa

© dpa

Berlin-Müggelheim: Eisbrocken knallt auf Hausdach - waren es Fäkalien?

Ein lauter Knall, dann war das Dach kaputt: In Müggelheim traf ein Eisbrocken ein Haus. Er war wohl von einem Flieger abgefallen.

Von oben kommt nicht immer alles Gute. Es gab einen gewaltigen Knall – und danach war das Vordach beschädigt, die Regenrinne abgerissen und ein Riss in einer Wohnungseingangstür im Obergeschoss des Hauses in Müggelheim entstanden. Der 64-jährige Mieter wusste sich nicht anders zu helfen, als die Polizei zu alarmieren, die sich um das unbekannte Flugobjekt kümmern sollte. Die Beamten kamen zu dem Schluss, dass sich der Eisbrocken am Mittwoch von einem Flugzeug gelöst hatte, das beim Landeanflug auf Schönefeld war. Dafür spricht nach Angaben der Polizei, dass der Mieter unmittelbar nach dem Einschlag ein Flugzeug am Himmel gesehen hatte. Und das Haus liege in der Einflugschneise von Schönefeld.

Der Vorfall ist ungewöhnlich – aber nicht ausgeschlossen. Es kann sich um sogenanntes Blaues Eis handeln, das aus der Bordtoilette eines Flugzeugs kommt. Die Fäkalien werden zwar nicht abgelassen, aber durch einen technischen Defekt, etwa am Ablassventil, sind unkontrollierte Ausscheidungen möglich, die dann in großer Höhe an der Außenseite vereisen. Erreicht die Maschine beim Landeanflug wärmere Luftschichten, kann der Eisblock antauen und abfallen.

Aber auch wenn die Maschine in großer Höhe weiterfliegt, kann sich ein solcher Eisklumpen lösen – durch sein Gewicht, wenn er zu schwer wird. Während des langen Sturzes auf die Erde löst er sich dann aber in der Regel auf. Am Boden kommen dann nur Tropfen an, die man nicht einmal unbedingt spüren muss. „Blaues Eis“ heißen diese Klumpen übrigens, weil das in den Toiletten verwendete Desinfektionsmittel in der Regel blau gefärbt ist.

Doch die Toilette muss nicht unbedingt der „Sünder“ sein. Während des Fluges könne sich auch Flüssigkeit aus einer defekten Frischwasserleitung an der Außenhaut eines Flugzeuges festsetzen und bei den Minustemperaturen in der Höhe gefrieren und abfallen, sagte der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Markus Wahl. Auch durch Kondenswasser könne sich Eis bilden.

Größere Schäden durch herabstürzende Eisklumpen seien aber äußerst selten. Er habe jetzt zum ersten Mal von einem solchen Vorfall gehört, sagte Wahl. Da nichts unmöglich ist, lässt sich aber auch nicht ausschließen, dass irgendwann Personen von einem mehrere Kilogramm schweren Eisbrocken getroffen werden und schwer oder tödlich verletzt werden. Erst im Mai des vergangenen Jahres war in Köln ein etwa handballgroßer Eisklumpen nach Angaben eines Mannes etwa drei Meter hinter ihm auf die Erde geknallt. Der Mann war auf dem Weg zu seinem Briefkasten, wie seinerzeit die Zeitung „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet hatte.

Unangenehmes von oben gab es in der Vergangenheit auch bei der Bahn. Als die Hinterlassenschaften in der Toilette einfach durch das Öffnen einer Klappe auf die Gleise gekippt worden waren, hagelte es auf die Häuser und die Gärten unter den Hochbrücken über den Nord-Ostsee-Kanal nicht nur Papier. Allerdings konnte der unappetitliche „Regen“ niemanden verletzen. Seit Jahren gibt es in den Zügen nun aber nur noch geschlossene WC-Systeme.

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