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Aufgeräumt. Elisha ist einer von 5000 bis 10 000 Obdachlosen in Berlin.

© Ulrike Scheffer

Berlin-Pankow: Der Obdachlose und sein Bücher-Tisch

Elisha lebt seit März unter einer Brücke in Pankow. Ihn stört das schlechte Image der Berliner Obdachlosen.

Schon auf den ersten Blick unterscheidet sich der Schlafplatz von Elisha von denen anderer Obdachloser in Berlin. Eine Matratze mit sauberem Laken, daneben zwei Stühle und ein Tisch mit Blumenvase. Ein Besen steht herum, und sogar einen Müllbeutel hat der 33-Jährige an einem der Stühle befestigt. „Ich versuche, gegen das negative Image von Leuten auf der Straße anzukämpfen“, erklärt er zu der fast akribischen Ordnung seines kleinen Lagers unter der Behmstraßenbrücke in Pankow.

Bücher-Tausch unter der Brücke

Auf den Stühlen hat er Bücher ausgelegt. Sie sind sein Kommunikationsmittel mit den Fußgängern und Radfahrern, die täglich an seinem kleinen Lager vorbeikommen. „Die Leute nehmen meine Bücher mit und bringen mir neue“, sagt Elisha. Am liebsten liest er Abenteuerromane. Manchmal hinterlässt jemand auch ein Brötchen oder etwas anderes zu essen. Gespräche kommen allerdings nur selten zustande, denn meist macht sich Elisha schon früh auf den Weg, um Flaschen zu sammeln oder den Tag in einem der Parks in der Gegend zu verbringen. Sein Stammrevier ist der Arnimplatz. Kontakt mit anderen Obdachlosen – zwischen 5000 und 10 000 gibt es in Berlin schätzungsweise – hat er dort aber kaum. Er ist eher ein Einzelgänger, sagt er.

Entspannte Leute, zu wenig Toiletten

Über seine persönliche Geschichte redet Elisha dementsprechend nur ungern. Viel lässt er sich dazu denn auch nicht entlocken: Schwierige Familienverhältnisse, Alkohol, eine Langzeittherapie, Neuanfang mit verschiedenen Jobs, dann doch wieder in die Alkoholabhängigkeit abgerutscht. Geboren sei er in Ostberlin, berichtet Elisha noch, deshalb sei er auch jetzt im Ostteil der Stadt unterwegs. „Die Atmosphäre hier ist okay, die Leute sind entspannt.“

Leider gebe es allerdings immer weniger Orte, an denen sich Obdachlose aufhalten könnten, sagt Elisha noch. „Überall wird gebaut, auch öffentliche Toiletten gibt es nur wenige.“ Im Winter konnte er bei einer „Kumpeline“ wohnen, seit März schläft er wieder im Freien. Die ersten Wochen sei es nachts aber noch empfindlich kalt gewesen.

Und im nächsten Winter? Eine Wohnung wäre schon schön, sagt er, „und ein Job auch. Am liebsten im Garten- und Landschaftsbau, das hatte ich zuletzt gemacht.“

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