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Königin Luise

© Kai-Uwe Heinrich

Berlin-Tiergarten: Rettung für Luise?

Die Statue der Königin Luise im Tiergarten ist völlig verdreckt. Spenden und eine Kunstauktion sollen nun helfen.

Nach der Audienz bei Ihrer Majestät ist Sorgfalt erwünscht: „Bitte Tür wegen Kaninchenplage geschlossen halten“. Die Mahnung an den Eingängen zur Luiseninsel im Tiergarten wird offensichtlich befolgt. Die winterlichen Rabatten sehen gepflegt aus, die paarungsfreudigen Nager wurden erfolgreich ausgeschlossen.

Die Natur hat dem Denkmal von Luise, Preußens Königin der Herzen, dennoch übel mitgespielt – und nicht nur sie. Der Sockel ist mit Löchern übersät, offenbar Erinnerungen an die letzten Kriegstage 1945, Sickerwasser hat lange Kalkspuren hinterlassen, das einst als wunderschön gepriesene Antlitz Luises ist vor Dreckablagerungen kaum zu erkennen.

Im südlichen Teil des Tiergartens ergötzte sich schon die Königin gern, noch heute wird das dekorative Eiland mit seiner Umgebung von Erholungssuchenden geschätzt, selbst die Kanzlerin sah man dort schon beim Bummel mit ihrem Mann. Einen der Spaziergänger aber hat der erbärmliche Zustand der Statue besonders gewurmt: Fritz Vilmar, emeritierter Politikprofessor am Otto-Suhr-Institut der FU und monarchistischer Neigungen unverdächtig, wenngleich er beim Gespräch über Luise leicht ins Schwärmen gerät – diese „Frau von ganz großer Ausstrahlung und ungeheurer seelischer Kraft“, geprägt zugleich von ihrer „Liebe zum Volk, allerdings nicht in populistischem Sinne“. Vor Jahresfrist rief er daher die Initiative „Rettet die Königin!“ ins Leben, wandte sich an „alle humanistisch gesonnenen und geschichtsbewussten Menschen“ mit der Bitte um Spenden für die Restaurierung. 20 000 bis 30 000 Euro sollten genügen, fast 9000 Euro waren Ende November zusammengekommen.

Durch eine Kunstauktion, veranstaltet von der Gesellschaft Historisches Berlin, soll die Rettung Luises nun beflügelt werden, am Dienstag, 18 Uhr, im Langenbeck-Virchow-Haus der Berliner Medizinischen Gesellschaft, Luisenstr. 58/59 (am Charité-Hochhaus). Hiesige Künstler, darunter Matthias Koeppel, haben Werke gratis zur Verfügung gestellt, es gibt einführende Worte vom stellvertretenden Landeskonservator Klaus von Krosigk, einen Festvortrag von Fritz Vilmar, dazu die Versteigerung und zur Unterhaltung Musik.

Luise steht seit 1880 auf ihrer Insel, hält Blickkontakt mit ihrem königlichen Gemahl Friedrich Wilhelm III., dessen Bildnis bereits 1849 nahe der Insel enthüllt wurde. Das Marmorbildnis der Königin hatte der Bildhauer Erdmann Encke geschaffen, als Vorlagen dienten ihm die Totenmaske, eine Bleistiftzeichnung Gottfried Schadows und eine von diesem gefertigte Büste. Allerdings ist die Inselstatue nicht mehr das Original, das längst im Lapidarium am Landwehrkanal steht. 1987 war die Anlage auf der Insel rekonstruiert worden, sie hat die Jahrzehnte gut überstanden, doch ausgerechnet die Königin sticht jetzt in ihrem armseligen Schmutzmantel davon ab. (ac)

Spendenkonto Friedrich Vilmar, Nr. 163 592 6900, BLZ 100 101 11

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