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Berlin: Berlinale: Das Filmspektakel kann starten: Der rote Teppich liegt schon

Herr Silver Schrodi ist genervt. Ja, seine Firma Minuth & Co verlegt den Roten Teppich für die Berlinale, aber im vergangenen Jahr sei ein furchtbares Missgeschick passiert.

Herr Silver Schrodi ist genervt. Ja, seine Firma Minuth & Co verlegt den Roten Teppich für die Berlinale, aber im vergangenen Jahr sei ein furchtbares Missgeschick passiert. Hatte doch die Zeit berichtet, dass er der Herr der roten Meterware sei, auf der die Stars der Berlinale ins Theater spazieren. Der Artikel war nicht nur mit einem Foto von Leonardo DiCaprio illustriert, genannt wurde auch die Telefonnummer von Herrn Schrodis Firma. Das war keine glückliche Kombination. "Den ganzen Betrieb haben Eltern lahmgelegt, die für ihre Söhne und Töchter ein Stück von dem Teppich bestellen wollten, auf dem DiCaprio gelaufen ist." Erst hätte der Messebauer gar nicht verstanden, was los ist. Dann habe er angefangen zu zählen: Über 2000 Anfragen seien es gewesen.

Das soll dieses Jahr nicht wieder vorkommen, deshalb sei gleich klargestellt: Der offizielle rote Teppich der Internationalen Filmfestspiele von Berlin ist ein Einwegteppich. Nach elf Tagen Berlinale mit Regen oder Schnee, und nachdem ihn gut 20 000 Menschen mit Füßen getreten haben, taugt er höchstens noch dazu, dass einer von Herrn Schrodis Mitarbeitern seine Garage damit auslegt. Er ist bei der Firma nicht als Ganzes und auch nicht in Souvenirstückchen zu bestellen. Keine Ausnahme! Jeder Anruf ist vergebens!

Dieses Jahr werden die niedrigen Stufen vor dem Berlinale-Palast mit einer Holzkonstruktion entschärft. Bei der letztjährigen Berlinale kamen Stars ins Straucheln, weil sie in die Kamera lächelten und nicht auf die eigenen Füße schauten. Als provisorische Lösung wurden die Stufen danach gelb markiert. Nun wird auf die neue Rampe, die zu vier Eingangstüren führt, der Teppich geklebt - in zwei jeweils vier Meter breiten Bahnen, 15 Meter in der Länge. Innerhalb des Stella-Theaters läuft er noch rund 20 Meter weiter bis zur ersten Treppe. Diese ist bereits blau ausgelegt und wird es auch bleiben "denn Teppich auf Teppich geht nun mal nicht", so Herr Schrodi. Insgesamt hat er sich 800 Quadratmeter der verkehrsroten Schlingenware (Fasern wären auch möglich gewesen) zusätzlich aufs Lager gelegt. "Stark verschmutzte Stellen werden von meinen Mitarbeitern ausgewechselt", sagt Schrodi. Im vergangenen Jahr sei zum Beispiel ein "besonders Wichtiger" mit dem Auto auf das gute Stück gefahren, hatte Öl verloren, und besudelt war die leuchtend rote Pracht.

Im Normalfall wird der Teppich aber nachts lediglich mit einer Teppichreinigungsmaschine sauber gebürstet. Den Veranstaltern der Berlinale knöpft Herr Schrodi pro Quadratmeter Teppich 19 Mark ab, seinen Einkauftspreis verrät er nicht, und schließlich muß er ja auch das garantiert faltenfreie Verkleben auf einer wasserfesten Spanplatte berechnen, damit bloß nicht wieder jemand stolpert. Herr Schrodi verlegt übrigens auch andere Teppiche, nämlich eine graphitgraue Fliese im Pressezentrum - diese kann bis zu sieben Mal wieder verwendet werden - , einen hochwertigen Veloursteppich in der VIP-Lounge und einen bordeauxroten Teppich in den Arkaden. Hier hätte sich ein knalligeres Rot mit dem weinroten Berlinale-Logo auf den Fahnen gebissen.

Barbara Wörmann

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