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Berliner Ansichten: Gerd Nowakowski glaubt, dass nur Aufklärung den Opfern Genugtuung bringt

Wunden schließen

Es braucht von einem Rektor schon Mut dazu, die Missbrauchsfälle an der eigenen Schule einzugestehen. Die Folgen waren schließlich absehbar – negative Schlagzeilen, beunruhigte Eltern und eine schockierte Öffentlichkeit. Sexueller Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen, das gibt es eben nicht nur in den USA oder Irland, sondern ganz nah, hier in Berlin, an einem Elitegymnasium. Wie groß der Schaden ist, den das Canisius-Kolleg nimmt, wird davon abhängen, wie gründlich die Verbrechen an jungen Menschen aufgeklärt werden. Und wenn sich Opfer schon früher offenbart haben, dann muss der Rektor des Kollegs sich trotz der von ehemaligen Schülern gewünschten Diskretion fragen lassen, warum Schule und Jesuitenorden nicht bereits 2004 tätig wurden. Missbrauch ist eine Wunde, die nie verheilt. Viele Opfer trauen sich erst im höheren Alter, sich zu offenbaren – wenn längst alles verjährt ist. Aufklärung ist Wiedergutmachung. Die Scham der Opfer brennt. Sie wurden missbraucht und häufig hat ihnen niemand geglaubt. Sie müssen Genugtuung erfahren. Das gebietet das Strafrecht – und die christliche Nächstenliebe.

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