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BERLINER Chronik SERIE: 8. Januar 1961 Jahre Mauerbau

Ein angesehener Grenzgänger soll sich zu Unrecht an D-Mark bereichert haben

Die Lohnausgleichskasse, Tauentzienstraße 1, ist eine West-Berliner Einrichtung für Grenzgänger, die im Osten wohnen und im Westen arbeiten oder umgekehrt. Dort wird ein Teil des Gehalts 1:1 in Ost- beziehungsweise West-Mark umgetauscht. Nun erhebt die West-Berliner Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Ost- Berliner Physiker Hans Ertel, den sie beschuldigt, die Ausgleichskasse seit 1950 um 71 840 DM geschädigt zu haben. Mit Scheinwohnsitz in Zehlendorf habe er monatlich 900 Mark seines Ost-Gehalts in West-Mark umgetauscht. Nach einer ersten Aussage, er lebe in Ost-Berlin, gab er an, wegen der zeitraubenden Fahrten habe er meist in seinem Büro in Friedrichshagen übernachtet. ADN zitiert Ertel mit den Worten, der wahre Grund des Verfahrens sei, dass „ich mich vom ersten Tage der Beseitigung des Nazismus an für den Aufbau eines friedlichen, sozialistischen, demokratischen Deutschland eingesetzt habe“.

Professor Ertel ist Direktor des Instituts für Meteorologie und Geophysik der Humboldt-Universität und Vizepräsident eines Forschungsinstituts in Friedrichshagen, gehört den Akademien der Wissenschaften der DDR und Österreichs an und ist Mitglied der Deutschen Geodätischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Träger des Nationalpreises und des Vaterländischen Verdienstordens „der Sowjetzone“, wie die DDR im Westen genannt wird. Gru

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