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Berlin: Berliner Nachrufe: Friedrich Wilhelm Franz Scholz, Geb. 1917

Zum achtzigsten Geburtstag spendierten ihm seine Freunde einen Flug mit der Ju52 über Berlin. Fritze Scholz, der früher Fallschirmspringer gewesen war, hatte sich das schon lange gewünscht.

Zum achtzigsten Geburtstag spendierten ihm seine Freunde einen Flug mit der Ju52 über Berlin. Fritze Scholz, der früher Fallschirmspringer gewesen war, hatte sich das schon lange gewünscht. Stolz und mit strahlenden Augen saß er hinter dem Piloten, erinnert sich seine Frau. "Da war er richtig glücklich. Als wir ausstiegen stand er noch eine Weile selig neben der Besatzung." Nur wenige Minuten später wollten die am Flughafen Tempelhof wartenden Freunde wissen, wie es ihm gefallen habe. "Was denn?", fragte er irritiert zurück. Alzheimer hatte ihn das Erlebnis bereits vergessen lassen.

Seinen Charakter jedoch veränderte die Krankheit nicht. Fritze Scholz blieb bis zum Schluss einer, der andere zum Lachen bringen wollte. Er war ein Mensch, der die leichten, heiteren, verrückten Seiten des Lebens besonders mochte. Vielleicht gerade weil er an den drei Kaisern im Namen schwer zu tragen hatte. Friedrich Wilhelm Franz, so nannte ihn keiner. Er war für alle Fritze. Der gerade mal 1,63 Meter große schmale Mann - immer mit Schieber und Seidenblouson unterwegs - war gesellig und feierte gern. Dafür nahmen er und seine Frau einige Unannehmlichkeiten in Kauf. Anstelle eines stabilen Ehebetts schafften sie sich beispielsweise ein Schrankbett an. Bei Feiern wurde das Bett kurzerhand hochgeklappt um Platz zu schaffen.

Die Parties im Hause Scholz waren legendär. Die vielen Fotos zeugen davon: Fritze im Alter von über 70 Jahren wie er im Spagat eine Zigarettenschachtel mit dem Mund aufhebt. Fritze beim Vorführen von Zaubertricks. Fritze als Slapstickkünstler in den verschiedensten Verrenkungen und immer mit einem verschmitzten schelmischen Lächeln im Gesicht. Er fiel bei Feiern gekonnt vom Stuhl und konnte durch keine Tür gehen ohne mit einem Fuß unten gegen den Rahmen zu treten, sich gleichzeitig mit der Hand an die Stirn zu fassen und einen Schmerzensschrei auszustoßen. Als in den 70er Jahren wieder einmal Karneval ins Haus stand und man auf Suche nach einem Partythema war, lud Fritze kurzerhand zur Pufferparty zu sich nach Hause. "Ich hatte keine Ahnung, was das sein sollte", erinnert sich seine Frau. "Den Namen hatte ich noch nie gehört." Aber dann wurden Kartoffeln gerieben und in einer riesigen Schüssel Teig fertige Kartoffelpuffer angesetzt. Die Party wurde natürlich ein Erfolg. "Heute" sagt sie, "höre ich immer wieder - sogar im Radio -, dass zur Pufferparty eingeladen wird. Aber erfunden hat das mein Fritze." Fritze, den kannten alle nur als Spaßmacher, als einer, der die Menschen mit seinen Verrenkungen und Slapstickeinlagen zum Lachen bringt.

"Geklagt hat er nie", sagt seine Frau. Grund dazu hätte er gehabt. Doch Schicksalsschläge und Krankheiten verdrängte der Berliner bis zur Perfektion. "Es ist nichts", lautete sein manchmal völlig unzutreffender Kommentar, wenn er vom Arzt kam. Doch Fritze Scholz litt unter Magengeschwüren, hatte Lungenkrebs. Schließlich auch noch Alzheimer. Nun vergaß er tatsächlich die schlechten, aber auch die schönen Erlebnisse. Aber immer wieder tauchte er in den fünf Jahren seiner Krankheit für kurze Zeit auf aus dem Vergessen. Dann scherzte er mit seiner Frau oder führte einen seiner Tricks auf. Seine Frau begleitete ihn pflegend auf diesem letzten Weg.

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