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Berlin: Berliner Nachtarbeiter: Wolfgang Knospe, Zeitungsausträger

Jede Nacht rattert sein Wagen über die Schöneberger Straßen. An dem großen Ring, den er bei sich trägt, hängen sechzig bunte Schlüssel.

Jede Nacht rattert sein Wagen über die Schöneberger Straßen. An dem großen Ring, den er bei sich trägt, hängen sechzig bunte Schlüssel. Hausnummern, Briefkästen, Namen - Wolfgang Knospe hat sie alle im Kopf. Seit zehn Jahren trägt er Zeitungen aus. Nacht für Nacht, sieben Tage in der Woche und bei jedem Wetter.

"Die innere Uhr" weckt den 61-Jährigen um 24 Uhr. Zum Frühstück gibt es Kaffee und ein paar Zigaretten. Dann fährt er mit dem Nachtbus von Rudow in die Pallasstraße zur Zeitungsausgabe. Nachtarbeit ist der ehemalige Kellner aus dem "Cheetah" und dem "Twentyfive" gewohnt.

Seine "Tour" beginnt in der Winterfeldtstraße und führt vorbei an den zahlreichen Nachtklubs. Das Altersheim in der Martin-Luther-Straße beliefert er ebenso wie die herrschaftlichen Häuser mit den steilen Treppen in der Motzstraße. Nach jedem Gartenhaus, Seitenflügel oder Außenbriefkasten läßt sich der sperrige Wagen leichter schieben. Nach drei Stunden hat Wolfgang Knospe die 200 Zeitungen verteilt.

Den Wagen läßt Wolfgang Knospe meistens vor den Hauseingängen stehen, wenn er drinnen an die Briefkästen geht. Manchmal bedienen sich dann Nachtschwärmer selbst. "Wenn Zeitungen fehlen, kaufe ich sie in der Tankstelle nach." Denn dass jeder Kunden seine Zeitung bekommt, gehört bei ihm zur Berufsehre. Und manch ein Stammkunde hat sich für seine Zuverlässigkeit schon mit einem kleinen Präsent zu Weihnachten gedankt.

Wenn nichts dazwischen kommt, ist er bei Morgengrauen fertig. Dann fährt er mit der U-Bahn nach Hause. Zuhause wartet schon seine Frau auf ihn.

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