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Auf eigene Gefahr. Die Tribünen des Olympiabads sind schon lange gesperrt.

© picture alliance / dpa

Berliner Olympiabad: Einstürzende Badbauten

Die Tribünen des Berliner Olympiabades sind morsch. Der Denkmalschutz will daran lieber nichts ändern.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Von weitem sehen sie imposant aus: die Tribünen des Olympia-Schwimmbades. Im Hintergrund das Stadion von 1936, dazwischen die blaugrünen Wasserflächen. Ein schönes Bild – wenn man dem Bauwerk nicht zu nahe kommt. Rund 7500 Zuschauer fanden hier auf den steinernen Sitzen ehemals Platz, aber es gibt dort schon lange keine Schwimmwettbewerbe mehr. Noch fallen die bröselnden Tribünen den Badegästen im alten Westen Berlins nicht auf den Kopf, aber das ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Immerhin ist es nach vielen Jahren gelungen, das Olympiabad vor der Schließung zu bewahren, indem die Schwimmer- und Sprungbecken saniert und die technischen Anlagen erneuert wurden. Nach einjähriger Bauzeit wurde das Bad im Juli 2016 wieder eröffnet, aber der Senat hat keine Idee, was aus den mächtigen Tribünengebäuden werden soll. Noch sind in der Erdgeschosszone die Umkleiden und Funktionsräume des Schwimmbades mehr schlecht als recht untergebracht, aber die Obergeschosse stehen vollständig leer und die Tribünen sind gesperrt – akute Unfallgefahr.

Teilabriss oder Totalabriss?

Das Mauerwerk der Anlage sei durchfeuchtet, heißt es in einem aktuellen Bericht des Senats. „In den Pfeilerhallen löst sich teilweise der Deckenputz und die Stahlarmierungen liegen frei und sind rostgeschädigt.“ Die Tribünen selbst haben ihren Sinn verloren. Wettkämpfe im Schwimmen, Springen und Wasserball finden nur noch in Hallen statt. Abgesehen davon, dass die Schwimmbecken für offizielle Wettbewerbe nicht zugelassen sind.

Für eine Lösung des Problems bieten sich drei Varianten an: eine denkmalgerechte Sanierung, ein Teilabriss bis auf die Erdgeschosszonen oder ein Totalabriss. „Mit Ausnahme der denkmalgerechten Sanierung werden alle anderen Lösungen bisher von der Denkmalpflege kategorisch abgelehnt“, teilte die Stadtentwicklungsverwaltung des Senats bedauernd mit. Dabei wäre der Teilabriss auch aus Sicht der Senatsbehörde eine prima Sache. Übrig bliebe ein eingeschossiges Gebäude, das gründlich saniert werden könnte. Das Ergebnis wären moderne Umkleiden und Technikräume und es bliebe auch noch Platz für die Sportler, die in absehbarer Zeit auf dem Nachbargelände des ehemaligen Familienbades neue Spielfelder für Hockey, Fußball, Rugby und den Behindertensport erhalten.

Bad soll in öffentlicher Hand bleiben

Die historisch wertvolle Bausubstanz solle in diesen Räumen erhalten bleiben, versichert die Stadtentwicklungsverwaltung. Der „historische Fingerprint“ bliebe somit gewahrt. Aber das reicht den Denkmalschützern offenbar nicht. Für die Avus-Tribünen nahe dem Funkturm hat sich inzwischen ein privater Investor gefunden, der sinnvoll sanieren will. Doch das Olympiabad soll vollständig in öffentlicher Hand bleiben. Nur – es fehlen die Ideen und das Geld. Denn eine Komplettsanierung des Olympiabades unter Einschluss der Tribünen wäre sehr teuer. Die Schätzungen schwanken zwischen 32 und 48 Millionen Euro.

Den Haushältern im Parlament wurde vom Senat ein Konzept bis Mitte 2018 versprochen. „Das sehe ich noch nicht“, sagt der Fraktionsgeschäftsführer der Linken, Steffen Zillich. Der CDU-Finanzexperte Heiko Melzer geht davon aus, dass der Senat hier „weder eine Vision noch einen konkreten Plan hat“. Vielleicht erledigt sich das Problem ja eines Tages durch Einsturz an einem hoffentlich besucherfreien Tag.

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