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Berliner Philharmoniker: Neuer Streit um Bundesübernahme

In Berlin ist erneut die Diskussion um eine mögliche Übernahme der Berliner Philharmoniker durch den Bund entbrannt. Kulturstaatssekretär André Schmitz sieht keinen Grund das Thema wieder aufzurollen.

Berlin - Den Anstoß zu diesem neuerlichen Vorschlag, der in den 90er Jahren am Widerstand Berlins gescheitert war, hatte die Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Monika Grütters gegeben. Unterstützung fand sie durch ihren Parteikollegen und früheren Berliner Kultursenator Christoph Stölzl, der seinerzeit an den Gesprächen mit dem Bund beteiligt war.

Seiner Ansicht nach würden die anderen Bundesländer einer Übernahme des weltweit angesehenen Spitzenorchesters durch den Bund wahrscheinlich eher zustimmen als einer Übernahme der Staatsoper, sagte Stölzl im Kulturradio des RBB. Der damalige Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) und er hätten die Idee "ganz prima gefunden", "aber damals siegte der Berliner Lokalpatriotismus". Man sollte jetzt "ernstlich neu darüber nachdenken", meinte Stölzl. "Die Berliner Philharmoniker sind ein Weltunternehmen und ein glänzender Botschafter für die deutsche Kultur in der ganzen Welt, die auch die Welthauptstadt der Musik vertreten."

Wesentlich zurückhaltender gab sich in dieser Frage der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz. "Wir sehen keinen Anlass, diese Diskussion im Jubiläumsjahr der Berliner Philharmoniker zu führen", sagte sein Sprecher. Das Orchester feiert im Mai sein 125-jähriges Bestehen. Die Intendantin der Philharmoniker, Pamela Rosenberg, wollte sich auf Anfrage derzeit nicht öffentlich dazu äußern.

Grüne gegen Finanzierung durch Bund

Aus der Umgebung von Kulturstaatsminister Neumann hieß es dazu, eine Bundesübernahme der Berliner Philharmoniker sei zumindest in dieser Legislaturperiode "wenig realistisch, allein schon aus Gründen des Föderalismus". Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass Berlin im Musikbereich vor allem die Frage seiner Opernstiftung klären müsse, für deren Gründung der Bund Mittel bereit gestellt habe, ohne dass klar sei, wie es mit der Stiftung mit den drei Berliner Opernhäusern weitergehe.

Die kulturpolitische Sprecherin der Berliner Grünen, Alice Ströver, lehnt eine Übernahme der Berliner Philharmoniker ab. "Wir müssen endlich mal mit dem Spielchen aufhören "Berlin hat kein Geld, also fragen wir mal den Bund", das ist doch absurd", sagte die Vorsitzende des Kulturausschusses im Berliner Landesparlament. Die Philharmoniker seien immer anders als die Staatsoper ein landeseigenes und stadtbezogenes Orchester gewesen. Es gebe bis heute auch keine "vernünftigen Kriterien für eine Abgrenzung von Bund- und Länderförderung in der Kultur, das ist ja ein reiner Willkürakt. Wieso muss denn zum Beispiel das Berliner Filmmuseum in Bundeszuständigkeit sein. Sieben Filmmuseen gibt es in Deutschland, allein schon das Potsdamer Filmmuseum hat bessere Bestände als das Museum am Potsdamer Platz." (tso/dpa)

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