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Berlin: Berliner Schlossplatz: Aktien oder private Investoren? Wie soll der Stadtschloss-Wiederaufbau finanziert werden?

An Ideen fehlt es Wilhelm von Boddien nicht, den 1,5 Milliarden Mark teuren Wiederaufbau des Stadtschlosses zu finanzieren. Zum Beispiel die Freie Universität: Ob die angesichts sinkender Geburtenzahlen noch so viele Institute in Dahlem brauche, oder ob die Grundstücke nicht besser zu verkaufen seien?

An Ideen fehlt es Wilhelm von Boddien nicht, den 1,5 Milliarden Mark teuren Wiederaufbau des Stadtschlosses zu finanzieren. Zum Beispiel die Freie Universität: Ob die angesichts sinkender Geburtenzahlen noch so viele Institute in Dahlem brauche, oder ob die Grundstücke nicht besser zu verkaufen seien? Oder: Man könne eine Aktiengesellschaft gründen, so dass jeder Berliner ein Schloss-Aktie kaufen könne. Oder der neue Hamburger Elbtunnel: Der werde privat errichtet, die Stadt kaufe später das fertige Bauwerk. Zudem könnten ABM-Kräfte im Trümmerschutt des Friedrichshainer Bunkerberges nach Steinen vom Schloss suchen - so könne man Kopien herstellen.

Aber zunächst wird eine Expertenkommission beraten, die Bund und Berlin im Juli einberufen wollen. Zu der 15- bis 17-köpfigen Truppe sollen nach Informationen des Tagesspiegels der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Peter Conradi, der Immobilienentwickler Jerry Speyer, der Wissenschaftler Jens Reich und der Historiker Laurenz Demps gehören, dazu Bauminister Reinhard Klimmt, Staatsminister Mihael Naumann, Bausenator Peter Strieder und Kultursenator Christoph Stölz. Damit die Experten sich informieren können, hat Boddien mit dem früheren Landeskonservator Helmut Engel ein Buch über den Wiederaufbau des Stadtschlosses herausgegeben. Zu den Autoren zählen Senatsbaudirektor Hans Stimmann, der oberste Denkmalschützer Jörg Haspel, Hans Kollhoff, Gesine Weinmiller und Wolfgang Schäche.

Während Boddien und der Architekt Rupert Stuhlemmer darlegen, dass eine millimetergenaue Schlossrekonstruktion machbar sei - so gebe es alte, großformatige Glasnegative, auf denen die Details der Schlossfassade gut erkennbar seien - , wies Haspel auf fragwürdige Punkte hin: "Die Produkte aus der Werkstatt der Denkmalfälscher könnten die Denkmalwelt erschüttern, indem sie die konservatorische Zuneigung zum authentischen Geschichtszeugnis in Frage stellen." Haspel fürchtet, dass das Geld und die Energie, die in den Neubau einer Kopie gesteckt werden, bei der Rettung echter Baudenkmale fehlt - so gebe es heute noch nicht einmal Geld für die archäologische Sondierung des Schlossareals.

Stimmann plädiert für einen Bau in den Grundrissen des Stadtschlosses, wobei einerseits die denkmalwerten Teile des Palastes der Republik erhalten bleiben sollten, andererseits ein Teil des Barockschlosses rekonstriert werden sollte. Ein zugehöriges Modellfoto zeigt allerdings "unvereinbare Außenarchitektur, stark kontrastierende, unharmonische Farben". Stimmann hält es für sinnvoll, den Neubau in einzelnen Abschnitten, Modulen zu errichten.

Strieder sagte, der Schlossaufbau sei eine öffentliche Aufgabe, deshalb müsse vor allem die Finanzierung geklärt werden. Der Investorenwettbewerb, den der Vorgängersenat mit dem Bund veranstaltet hatte, habe gezeigt, dass alle privaten Finanziers eine massive Verdichtung der Spreeinsel vorgeschlagen hätten, "eine vorgehängte Schlossfassade und dahinter Büros mit Raumhöhen von 2,60 Meter." Gleichwohl hält es auch der Senator für sinnvoll, den Schlossplatz nicht mehr lange liegen zu lassen. "Eine gute Zwischenlösung gibt es nicht, höchstens Riesenräder und Weihnachtsmärkte." Aber selbst Boddien rechnet mit einer Bauzeit von sechs bis sieben Jahren - Strieder hält es für "sehr frühzeitig", wenn bis 2009 das erste Stimmannsche Modul errichtet wird.

Eva Schweitzer

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