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Das Gründerteam von Complori: Antonia Schrein, Amanda Maiwald und Nikolaj Bewer.

© Complori

Coden in den Ferien: Berliner Start-up Complori führt Kinder in Programmiersprachen ein

Eine sinnvolle und unterhaltsame Ferienbeschäftigung gesucht? Das Berliner Unternehmen Complori bringt IT-Studierende mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Am Computer.

Von Alix Faßmann

Zurück aus dem Urlaub, Freunde alle weg und schnell kippt die zuweilen angenehme Zeitverschwendung in nervige Langeweile. Um die Sommerferien sinnvoll und trotzdem spaßig zu füllen, bietet ein junges Berliner Start-up ein besonderes Ferienangebot: Programmieren lernen!

Digitale Revolution hin, wachsende Bedeutung von Technologie im Alltag her: Als mit der Coronapandemie der komplette Unterricht plötzlich digital stattfinden sollte, waren sowohl Schulen, Eltern als auch die meisten Kinder überfordert. Diese Lücke zwischen Bedarf und Wirklichkeit inspirierte das junge Gründer-Team des Berliner Start-ups Complori digitales Lernen und Unterrichten neu zu denken.

Zugänglich und unterhaltsam sollte die Plattform werden. Das war bei der Entwicklung oberstes Ziel, bloß keine Langeweile aufkommen lassen. Pädagogen und Programmierer arbeiteten dabei Hand in Hand. In Echtzeit können Kinder über Videochat mit erfahrenen Coaches zusammenzuarbeiten. Die Lehrer können so individuelle Anleitungen geben und bei der Lösung von Problemen zu helfen.

Außerdem entsteht eine Gemeinschaft in dem Kurs aus maximal zehn Kindern, sie können Ideen austauschen und voneinander lernen. Statt also in den Ferien am Handy oder Rechner beliebig herumzudaddeln, können Kinder und Jugendliche zwischen 7 bis 16 Jahren ihre „Screentime“ mit Complori hoffentlich sinnvoll nutzen.

Ihre Diagnose: Ein Mangel an digitaler Bildung

Complori-Mitgründerin Amanda Maiwald (30) erinnert sich noch gut, wie sie damals im März 2020, der erste Lockdown hatte gerade begonnen, ihre Kommilitonin Antonia Schein (29) auf dem Tempelhofer Feld traf: „Wir saßen da mit dem gebotenen Abstand und sprachen darüber, wie man diese Lücke in der digitalen Bildung füllen könnte“.

Mit Complori wollten wir den Programmierunterricht anbieten, den ich mir selbst als Jugendliche gewünscht hätte.

Amanda Maiwald, Mitgründerin von Complori

Sie studierte erst Management an der TU Berlin, ehe sie zufällig in ein Informatikseminar stolperte, begeistert war und schließlich Wirtschaftsinformatik studierte. Neben den desolaten Zuständen des digitalen Unterrichts an Schulen beschäftigte sie sehr, dass sie nur eine von wenigen Frauen in ihrem Fachbereich war. Ihre männlichen Kommilitonen hatten oft schon in ihren Teenager-Zimmern angefangen zu programmieren. „Mit Complori wollten wir den Programmierunterricht anbieten, den ich mir selbst als Jugendliche gewünscht hätte“, sagt Amanda Maiwald.

Nicht die einzige Lücke, die sich vielleicht mit früher Bildung und Begeisterung für Informatik schließen lässt. Denn auch 2023 hatte der MINT-Frühjahrsreport der Gesellschaft für Informatik nur alarmierende Zahlen zum Fachkräftemangel in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu vermelden. Rund 496.500 Stellen blieben im April 2023 unbesetzt.

Co-Gründerin Antonia Schein hat nicht Informatik, aber BWL studiert und ist für Marketing und Finanzen zuständig. Mehr Frauen in der IT-Branche ist ihr gleichermaßen ein Antrieb. „Unser Motto ist, gesellschaftliche Probleme unternehmerisch lösen“, sagt Schein und lächelt wissend in den hellen Räumen im Charlottenburger Innovationszentrum CHIK, wo das Start-up sein Büro hat. Nikolaj Bewer kam als Wirtschaftsinformatiker im Sommer 2020 in das Gründungsteam dazu und treibt seither im Führungstrio die technische Produktentwicklung voran. Und es läuft gut an: 33.000 Kinder und Jugendliche haben seit Gründung Grundlagen des Programmierens gelernt.

Ein Einstieg über die Sprache Python im Spiel Minecraft

Vier Ferienkurse sind aktuell im Angebot. Wer beispielsweise hinter die Code-Kulissen des populären Spiels Minecraft blicken will, bekommt einen Einstieg mit der leichten Programmiersprache MakeCode. Wer irgendwann mal eigene Codes schreiben will, muss erstmal grundlegenden Konzepte des Programmierens verstehen – Ereignisse, Schleifen, Bedingungen und Variablen. Ein Äffchen namens Cody begleitet die Kinder dabei spielerisch bei ihren Lernerfolgen im Programmierdschungel.

In einem anderen Kurs können Kinder ab 7 Jahren „Animation mit Scratch“ lernen. Hier können sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen, sie lernen erste Animationen am Computer zu erstellen und diese mit Musik zu hinterlegen. Die benutzerfreundliche Oberfläche vermittelt durch das Zusammenfügen von Code-Blöcken die Grundlagen, alles ideal für neugierige Anfänger.

Für fortgeschrittenere Kinder im Alter von 11 bis 16 Jahren gibt es den Kurs „Minecraft mit Python“, bei dem sie die Programmiersprache Python erlernen. Die Programmierprojekte werden von den Kindern in der Lern-App von Complori organisiert. Viele der jungen Coaches studieren selbst Informatik und haben eine gute Verbindung zu den Kindern.

75 Euro pro Woche – oder ein Stipendium

Vorausgesetzt die Internetleitung ist stabil. Denn ein gutes Netz, die deutsche Sprache lesen und schreiben können sowie der Zugang zu einem Rechner sind die einzigen Voraussetzungen für die Kurse. Vorkenntnisse braucht keiner.

Die Kosten für einen Ferienkurs bei Complori betragen 75 Euro pro Woche. Der Kurs findet von Montag bis Freitag täglich eine Stunde statt. Bei einer Buchung von zwei Wochen kostet der Kurs insgesamt 150 Euro.

Damit es nicht am Geld der Eltern scheitert, arbeitet Complori mit dem Verein „Digitale Bildung für alle e.V.“ zusammen und vergibt Stipendien. Dafür darf das Haushalts-Nettoeinkommen nicht mehr als 3000 Euro monatlich betragen, bewerben kann man sich unkompliziert auf der Homepage. Über 800 Kinder konnten auf diesem Weg schon an den Live-Kursen teilnehmen.

Und die Lern- und Wachstumskurve zeigt weiter nach oben. Nach einer ersten Frühfinanzierung im August 2021 über 525.000 Euro folgte nun eine weitere Finanzierung im September 2022 in Höhe von insgesamt 3,5 Millionen Euro. Bei Complori hofft man, dass Jugendliche so viel Spaß an der Sache finden, dass sie auch in Schulzeiten einen Kurs belegen. Dann aber nur jeweils ein mal in der Woche.

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