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Mediamarkt

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Elektronikmärkte: Einer geht noch

Das Geschäft mit Unterhaltungselektronik boomt. Mehr als 40 große Einzelhändler gibt es schon in Berlin – Tendenz steigend.

Das Geschäftsmodell lässt erst einmal an den Fähigkeiten der Verantwortlichen zweifeln. Wer macht sich schon selbst Konkurrenz? Bei den Unterhaltungselektronikhändlern Mediamarkt und Saturn, die beide zur Metro-Tochter Saturn-Media-Holding in Ingolstadt gehören, ist direkte Konkurrenz jedoch Alltag. Beispiel Alexanderplatz: Seit Jahren ist dort eine Filiale der Kette Saturn ansässig. Am 12. September soll nur einen Steinwurf entfernt im neuen Shoppingcenter Alexa der größte Mediamarkt Europas eröffnen.

„Diese hauseigene Konkurrenz ist durchaus gewollt“, sagt Kathrin Borrmann, Sprecherin des Unternehmens Saturn-Media-Holding. Media Markt und Saturn würden getrennt voneinander mit jeweils separatem Einkauf und eigenem Management geführt. Die Konkurrenz belebe das Geschäft.

Das Modell scheint zu funktionieren. Die Anzahl der großen Elektronikmärkte wächst. Wenn die Filiale am Alexanderplatz eröffnet, werden allein die drei großen Ketten Mediamarkt, Promarkt und Saturn mit insgesamt 45 Geschäften in Berlin vertreten sein. Und: „Die Läden werden nicht nur zahlreicher, die Ladenflächen werden auch größer, sagt Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg.

Ein Umkehr des Trends ist auf kurze Zeit nicht in Sicht. Der Markt für „braune Ware“ – wie die brancheninterne Sammelbezeichnung für Unterhaltungselektronik wie Fernseher, Spielekonsolen, Handys oder MP3-Player lautet – wächst stetig. Die Bezeichnung geht auf die klassische Farben der Geräte zurück. Während Küchenmaschinen wie Kühlschränke und Öfen früher fast ausschließlich in Weiß geliefert wurden, weswegen sie „weiße Ware“ heißen, gab es Fernseher und Radiogeräte lange Jahre hauptsächlich in brauner Holzoptik.

Im vergangenen Jahr gaben die Deutschen pro Kopf 110 Euro, pro Haushalt 231,25 Euro für die „braune Ware“ aus. Eine Steigerung von rund 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr, sagt Roland Stehle, Sprecher der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik. „Der Markt legt seit Jahren kontinuierlich zu.“ Besonders hochwertige und teure Fernsehgeräte seien Verkaufsschlager.

Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des Einzelhandels hat noch eine weitere Erklärung für die immer zahlreicheren Unterhaltungswarenhäuser. „Ihre Zahl steigt parallel zu der der Shoppingcenter“, sagt er. Von denen gibt es in der Stadt inzwischen mehr als 50 Stück.

Dass fast jedes Einkaufszentrum der Stadt einen eigenen Unterhaltungselektroniker beherbergt, ist für Matthias Brink, Berliner Bereichsleiter des Centermanagers ECE, nur logisch. „Die Elektronikmärkte gehören zum sogenannten Branchen-Mieter-Mix. In einem großen Einkaufszentrum ist es durchaus sinnvoll, einen zu haben.“ Zum einen locke ein solches Angebot viele Kunden ins Haus, wovon dann auch die übrigen Geschäfte profitierten. Zum anderen erwarte die Kundschaft ein solches Angebot. Von den sieben Zentren, die die ECE in Berlin betreibt, beherbergt deshalb nur eins keinen großen Unterhaltungselektroniker.

Unter dem Vormarsch haben jedoch vor allem die kleinen Fachhändler zu leiden. „Die haben es zunehmend schwer, weil sie nicht mit den Preisen der großen Läden konkurrieren können. Ihnen fehlt die Möglichkeit, en gros einzukaufen“, sagt Roland Stehle. Jedes Jahr würden deshalb rund fünf Prozent der Geschäfte aufgegeben. Noch gehe es den kleinen Läden jedoch nicht so schlecht, wie man vermuten könnte. „Insgesamt haben die kleinen Einzelhändler noch einen Marktanteil von etwa 35 bis 40 Prozent.“ Eine erfolgversprechende Strategie sei, sich auf ein spezielles Markt- oder Produktsegment zu spezialisieren und mit besonderem Service zu punkten. Moritz Honert

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