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HEIK AFHELDT trifft …: Schuhfabrikantin Franziska Kuntze

Zu schade, dass meine Füße nicht mehr in diese besonders niedlichen, weichen ledernen Kinderschuhe passen! Katzen, Enten oder der WWF-Panda würden sonst mit mir laufen und die interessante Geschichte einer erfolgreichen Firmengründung erzählen.

Zu schade, dass meine Füße nicht mehr in diese besonders niedlichen, weichen ledernen Kinderschuhe passen! Katzen, Enten oder der WWF-Panda würden sonst mit mir laufen und die interessante Geschichte einer erfolgreichen Firmengründung erzählen. Nun tut das die mutige Berliner Unternehmerin Franziska Kuntze, draußen nahe der Rehwiese am neuen Sitz der jungen Firma Pololo in einem verwunschenen Haus.

Die lebhafte junge Frau erzählt von ihrem Lebensweg, ihrer anregenden Jugend im gastfreien Elternhaus, den drei Geschwistern, dem „quer denkenden“ Vater, Bankdirektor, ihrem Abitur 1989 und den langen Jahren, in denen sie eine „schlechte Schülerin“ gewesen sei. Erst mit ihrem Wechsel mit 17 in eine Schule, in der sie endlich eine eigene Meinung haben konnte und musste, wurde sie richtig gut. Sie erinnert sich gerne an die anschließenden längeren Reisen nach Spanien, Mexico, Chile und Israel. Im Sport hat sie immer alles interessiert, was Ausdauer erfordert, ob Laufen oder Fahrradfahren.

Die erste Stufe ihrer Laufbahn war nach einer Lehre bei Stinnes „Groß- und Außenhandelskauffrau für Baustoffe und Bauzuschlagsstoffe“! Aber sie wollte mehr und machte an der Berliner FHW noch die Diplom-Betriebswirtin. Nebenher hat sie mit einem Partner das Caféhaus im Jean-Monet-Haus an der Bundesallee geführt. Danach war sie in einer High-Tech-Firma für digitale Signalprozessoren in Wedding für Qualität und Personal aktiv, bis ihr erstes Kind kam – just als auch die Hightech-Blase platzte.

Das war die Wende zu den Babyschuhen. Ganz zufällig hatte sie ihre Partnerin Verena Carney, eine begnadete Schuhdesignerin, getroffen, die mit besonders schönem ökologischen Leder arbeitete. Sie fanden Gefallen aneinander und an der Geschäftsidee. Ihr Startkapital: 8000 Euro! 2003 nähten sie 200 Paar Schuhchen. Mit denen ging Franziska Kuntze auf den Weihnachtsmarkt, um die Nachfrage zu testen. Die verkauften 80 Stück machten Mut. Heute verkaufen sie 60 000 Paare im Jahr. Ihre Abnehmer sind mehr als 650 Fachgeschäfte weltweit bis nach China – solche wie das „Lila Lämmchen“ in Prenzlauer Berg. Ihr Jahresumsatz erreicht schon gut eine Million Euro. Hergestellt werden alle Schuhe von 13 fleißigen Menschen in Oberreichenbach bei Herzogenaurach, da wo im Schatten von Puma und Adidas noch Leute sitzen, die „Schuhe machen“ können. Die „Hauptverwaltung“ mit fünf Köpfen – darunter auch die Schwiegermutter und ein Azubi – arbeitet in Berlin.

Auch in Zukunft setzen sie auf Naturtextilien, ökologisch zertifiziertes Leder und kreatives Design – und mit ihren Pantoffeln nun auch auf Erwachsenenfüße. Das geschah ganz „nahtlos“, weil heute oft schon Achtjährige Größe 34 brauchen.

Pololo ist chilenisch und heißt „fester Freund“. Die Schuhe sind zwar weich, aber einen festen Freund hat die zweifache Mutter in ihrem Ehemann, der sein Geld bei Toll Collect verdient.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Franziska Kuntze (39) ist Geschäftsführerin der Pololo Franziska Kuntze & Verena Carney OHG. Die Groß- und Außenhandelskauffrau und Diplom-Betriebswirtin stammt aus Berlin.

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